Neue Ära in Malaysia

Nach 22 Jahren verlässt Mahathir Mohamad sein Amtals Regierungschef. Abdullah Ahmad Badawi löst ihn ab

KUALA LUMPUR taz ■ „Leb wohl und danke, Dr. M.!“ steht auf leuchtenden Transparenten in den Straßen von Kuala Lumpur. Malaysias Premier Mahathir Mohamad ist abgetreten – nach 22 Jahren. Als Nachfolger wurde gestern Abdullah Ahmad Badawi vereidigt. Dem neuen Regierungschef werden jedoch gemischte Gefühle entgegengebracht: „Mahathir war der starke Mann“, sagt ein malaysischer Taxifahrer. „Wir wissen nicht, was wir von Badawi halten sollen.“ Einer seiner indischen Kollegen hingegen findet, dass es höchste Zeit für einen Machtwechsel war: „Mahathir hat doch politisch immer sein Fähnchen nach dem Wind gehängt, vor allem, wenn amerikanische Gäste hier waren. Das war oft mehr als zweideutig.“

Generell munkelt man, dass „der Neue“ es schwer haben wird, aus dem Schatten seines ambivalenten, autoritären und nicht selten aggressiven Vorgängers herauszutreten. Im Gegensatz zu Mahathir, der unter anderem für seinen autoritären Kurs gegenüber innenpolitischen Gegnern und seine schrille Kritik am Westen bekannt war, gilt Badawi offiziell zwar als moderat, aber wenig durchsetzungsfähig. Der heute 63-Jährige, der unter anderem Außenminister war, soll auf Drängen seiner Familie in die Politik gegangen sein. Im Januar 1999 ernannte Mahathir ihn zu seinem Stellvertreter.

Badawi gilt als „Mr Nice Guy“, aber das dürfte kaum ausreichen, um die Probleme meistern zu können, so die regierungskritische Online-Zeitung Malaysiakini.com. Dabei denken die Kritiker an eine starke Integrationsfigur, die politische Gegner jedoch nicht kaltstellt. „Badawi aber gilt als schwacher Führer mit wenig politischem Profil“, sagt Chefredakteur Steven Gan.

Als neuer Premier wird Badawi sich vor allem dem Problem der wachsenden Islamisierung widmen müssen. Unzufrieden mit Mahathirs UMNO (United Malays National Organisation) waren 1999 etliche Wähler zur islamistischen PAS (Parti Islam Se-Malaysia) übergelaufen. Fatalerweise hatte die UMNO daraufhin selbst versucht, sich als Sammelbecken konservativer Muslime zu präsentieren. Diese höchst fragwürdige politische Kehrtwende droht nicht nur die freie Wirtschaft auszuhöhlen, sondern auch die Grundrechte der oftmals den Malaien gegenüber benachteiligten chinesischen und indischen Minderheit weiter einzudämmen. Badawi wird auch darangehen müssen, die innerparteilichen Rivalitäten zu besiegen, wenn er im Wahljahr 2004 nicht als Übergangskandidat enden will. Nicola Glass