Mehr Theater für die Stauerei

Das neue alte Junge Theater bringt „Wake Island“ auf die Bretter des alten Verlade-Lagers

Ein norddeutscher Kapitän steuert sein Schiff mit stolzer Brust durch die unruhige See. Von San Francisco nach Hongkong. An Bord: ein Musiker, ein Geschäftsmann, eine Opernsängerin, ein schwarzer Matrose, ein Japaner und die Besatzung. Eine lange Überfahrt – man schreibt das Jahr 1867. Das Dampfboot hat sich noch nicht durchgesetzt.

Das Stück „Wake Island“ der „Lubricat Theatre Company“ zeichnet die unglückliche Reise der Barke „Libelle“ nach. Die gab es tatsächlich und sie lief auf einem Atoll im Stillen Ozean auf. Das Gastspiel in der Stauerei am vergangenen Wochenende war der Auftakt einer neuen Reihe: Jeden Monat zeigen „Alte Liebe Produktion“ und „Klons – das Büro für weiterführende Kultur“, die aus dem Jungen Theater hervorgegangen sind, in der Überseestadt Theaterpremieren.

Die Passagiere der Libelle, ein buntes Völkchen, treffen in der Inszenierung von Dirk Cieslak – gebürtiger Bremer, heute ein Name in der Freien Theaterszene Berlins – auf ihnen unbekannte Schichten: einen stummen Japaner oder einen schwarzen Matrosen. Aus der Konstellation entstehen gute Szenen. Für den Kapitän steht fest: „Das Schlimmste an der Seefahrt sind die Passagiere“. Parallelen zur heutigen globalisierten Welt sind augenscheinlich.

„Richtiges Theater“ will man mit der neuen Reihe in der Stauerei zeigen, sagt Youdid Poppe, Produzentin von „Neugier e. V.“, dem neuen Betreiber der Schwankhalle. Die Stauerei ist seit 2006 Schwankhallen-Spielstätte. Fünf bis zehn Veranstaltungen laufen dort im Monat: Konzerte der Reihe „Dorf Disko“ oder die Kurzfilmreihe „Future Shorts“. Nun soll die Stätte „verstärkt theatermäßig“ bedient werden. „Die Formate laufen dort gut“, sagt Poppe. Auch die Nachbarschaft trage zur positiven Entwicklung bei: Mit der Hochschule für Künste, dem Speicher XI und der Energieleitzentrale hat sich in der Überseestadt ein privates Kulturzentrum entwickelt. Der finanzielle Aufwand für die Stauerei, einem ehemaligen Verlade-Lager, sei zwar im Vergleich zum Güterbahnhof hoch, „aber das ist uns ihr Charme wert“. THA