Ende vom Anfang

Leinen los auf dem Weg nach unten: Erneut verspielt der Hamburger SV eine 2:0-Führung – und verliert mit 2:3 bei Borussia Dortmund

Toppmöllers Orakel sollte sich am Ende doch irren – zehn Minuten reichten den Dortmundern

von OKE GÖTTLICH

„Wie hast Du in der vergangenen Saison gegen Dortmund gespielt?“ Zweimal zu null. „Okay, dann spielst du gegen Koller.“ So ungefähr muss sich die Konversation zwischen Neu-HSV-Trainer Klaus Toppmöller und dem ehemaligen Bielefelder und ebenfalls Neu-Hamburger Bastian Reinhardt in der vergangenen Woche abgespielt haben.

So schnell erste Wahl in der Innenverteidigung des HSV werden zu können, wunderte selbst den frisch Auserwählten. Vielleicht hatte Toppmöller einfach die Körpergrößen zwischen dem Dortmunder Stürmer Jan Koller (2,02 Meter) und eben Reinhardt (1, 95 Meter) verglichen und dabei festgestellt, dass lang gegen ganz lang die einzige Möglichkeit ist, Dortmunds gefährlichsten Spieler auszuschalten.

Dabei hatte Toppmöller in erster Linie also das Verhindern von Toren im Sinn und brachte eben Innenverteidiger Reinhard für den verletzten Mittelfeldspieler Christian Rahn. Dafür musste Tomas Ujfalusi auf die linke Abwehrseite wechseln, die nach der erneuten Verletzung von Hollerbach weiterhin verwaist ist.

Torgefährlichkeit wünschte sich Toppmöller eher von seinem Stürmer Romeo (“Wenn du wieder triffst, darfst du durchspielen“). Doch auch in dieser Frage sollte der Coach eine Antwort von seinem „entfesselten“ Verteidiger erhalten. Mit der Hacke gab Reinhard dem Schuss von Jarolim die entscheidende Richtungsänderung zum 0:1 für den HSV. Von Richtungsänderung scheint man beim HSV derzeit viel zu halten. Raus aus dem Keller, raus aus dem gestörten Verhältnis zwischen Team und Chefetage, raus aus den Negativmeldungen.

So machte man auf Seiten des HSV gleich mit Richtungsänderungen weiter. Schuss Beinlich, abgefälscht von Maltritz, und Romeo schießt aus zwei Metern freistehend zum 2:0 (61.).

Das Toppmöllersche Orakel sollte sich dann aber doch irren. Reinhardt, gleich mehrmals von Koller düpiert, nutzte die kommenden fünf Minuten für zwei Tore. Vor dem 1:2 stieg Koller höher als Reinhardt. Das 2:2 folgte per Strafstoß nach dem Foul von Ujfalusi an Dortmunds Fernandez. Achtlos, wie beim Einstand Toppmöllers gegen Schalke vor einer Woche, verspielte der HSV eine 2:0-Führung. Der Wunsch, die elfmonatige Auswärts-Sieglosigkeit zu beenden, zerplatzte endgültig nur weitere drei Minuten später. Nach starker Vorarbeit von Lars Ricken köpfte Ewerthon das 3:2 für Dortmund.

Statt entfesselt zu sein taute der HSV weitere Leinen auf dem Weg nach unten los.