Tränenreiche Ballbehandlung

Hannovers Kicker hatten wirklich einen schweren Stand in den vergangenen Wochen. Fünf Spiele in Folge sollte das Team in jüngster Vergangenheit nicht mehr gewinnen. Das Aus im Pokal am Mittwoch in Braunschweig war der Höhepunkt Hannoveraner Spielarmut. Ohne die leidenschaftlichen Lederliebkosungen des erkrankten 96-Spielmachers Jan Simak wollte das Spielgerät einfach keine Beziehung mit dem Rest des Teams aufbauen. Ein echter Ball geht eben nicht fremd. Vielmehr verfällt er ohne Simaksche Streicheleinheiten in tiefe Depressionen. Wie sehr Hannovers Kicker auch um die Liebe der Kugel buhlten, der Ball blieb stur. 96-Stürmer Thomas Bradaric trällerte ein Liedchen (“Die wilde 13“, jetzt erhältlich im Plattenladen), Jiri Stajner versuchte es mit Alkohol, und Präsident Martin Kind schickte die zickige Kirsche zum Psychiater. Es nutzte alles nichts. Völlig demoralisiert brachen die Kicker zusammen und heulten hemmungslos ob des Liebesentzugs ihres Lieblingsspielzeugs. Spieler wie Daniel Stendel (siehe Foto) flennten dem Ball so lange die Nähte voll, bis er ein Erbarmen zeigte. Beim 2:1-Auswärtserfolg in Köln bereitete Stendel das 1:0 durch Brdaric vor und schoss selbst das entscheidende Tor in der 80. Minute. 96-Trainerfuchs Ralf Rangnick bittet zur eigenen Arbeitsplatzsicherung vor den drei kommenden Spielen gegen Bremen, Stuttgart und Freiburg nun einmal wöchentlich zum Ballvollheulen. FOTO: BON/TEXT: FOG