Doppelt so teuer, halb so groß

betr.: „Hilfe, Billigbrötchen“, taz vom 31. 10. 03

Das soll mal eineR erklären: Das Mehl kostet, seitdem ich lesen kann (1965), den gleichen Betrag (59 Pfennig – 29 Cent das Kilo). Bei allgemein steigenden Löhnen ist das Mehl in der Relation sogar geradezu spottbillig geworden. Die geradezu erbärmlichen Gehälter der BäckereifachverkäuferInnen sind die letzten 7 Jahre nicht oder kaum gestiegen, der Preis für ein einfaches Weißmehlbrötchen hat sich jedoch in den letzten 5 Jahren geradezu verdoppelt. In Bremen zahlt man für so ein Teil mittlerweile 29 Cent (bundesdeutscher Rekord!).

Dieser Preisanstieg lässt sich auch mit erhöhten Lohnnebenkosten nicht erklären. Auf meine Anfrage bei Bremens führendem Preistreiber, warum in Bremen die Brötchen so teuer sind, bekam ich die überraschend ehrliche Antwort: „Weil sich der Preis durchsetzen lässt.“ Der Kuchen kostet im armen Bremen fast das Doppelte wie im angeblich so teuren München, zum Ausgleich dafür sind die Stückchen auch nur halb so groß. Wenn man im Schnitt für jeden Bissen 50 Cent rechnet, liegt man ungefähr richtig. Da fällt einem die Deutung schwer, kaufe ich gerade Kuchen oder Zahngold? Sicher, es ist eine Lappalie im Vergleich zu anderen Dingen, die uns bewegen – Brötchen oder zumindest Brot jedoch benötigt man täglich, und da sind mir die Billigbäcker eine willkommene Alternative. THOMAS FENKL, Bremen