Wilder Streik bei Opel

Die Bochumer Opel-Arbeiter haben spontan die Arbeit niedergelegt. In Rüsselsheim laufen die Bänder weiter. Für Opel-Aufsichtsrat Forster ist der Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen „kein Dogma“

BOCHUM taz/dpa ■ Die Beschäftigten bei Opel in Bochum haben mit spontanen Arbeitsniederlegungen auf die Sparpläne des Mutterkonzerns General Motors reagiert. Seit Donnerstagnachmittag stehen in allen drei Werken am Standort die Bänder still. Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Dietmar Hahn sagte, es handele sich bei den Aktionen nicht um einen verbotenen „wilden“ Streik: „Die Beschäftigten stillen lediglich ihr Informationsbedürfnis.“ Im Opel-Stammwerk in Rüsselsheim setzten die Beschäftigten hingegen ihre Arbeit ohne Unterbrechung fort.

Die Opel-Betriebsräte hatten nicht zu dem Arbeitskampf aufgerufen und auf Verhandlungen gesetzt. Aufrufe zur Besonnenheit konnten die Bochumer Belegschaft jedoch nicht von den Protesten abhalten. Erst nachträglich schwenkten die Arbeitnehmervertreter auf den Kurs der Basis ein: „Die Produktion geht erst weiter, wenn die Signale heißen: Der Abbau von 4.000 Arbeitsplätzen ist vom Tisch, keine betriebsbedingten Kündigungen und Erhalt des Werks über 2010 hinaus“, so der Betriebsrat Lothar Marquardt. Die Belegschaft will auch übers Wochenende die Werkstore blockieren und so die Produktion in anderen Werken beeinträchtigen.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) rief die Bochumer auf, ihren Arbeitskampf so schnell wie möglich zu beenden. Der Gelsenkirchener Automarktexperte Ferdinand Dudenhöffer warnte vor einem längeren Streik. Die Konzernleitung von General Motors könnte den Standort dann für einen zu großen Risikofaktor halten: „Das wäre das Todesurteil für Opel in Bochum.“

Auch Opel-Aufsichtsratschef Carl-Peter Forster kritisierte die Proteste als „nicht förderlich“. Allerdings fügte er hinzu: Der Abbau von 10.000 Stellen in Deutschland sei „kein Dogma“.

Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz kündigte an, nicht über einen Stellenabbau an einzelnen Standorten, sondern nur über ein Gesamtpaket für Opel in Deutschland verhandeln zu wollen. Auch er forderte einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Ohne Personalabbau werde man aber nicht auskommen können, sagte er. KLAUS JANSEN

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