Konzerterlass angewendet

Keine Zugaben für „Nordfront“ und „Ultima Frontiera“: Im mecklenburgischen Boizenburg bricht die Polizei als Geburtstagsparty getarntes Rechtsrock-Festival ab

Boizenburg/Elbe taz ■ Gegen 20 Uhr donnert deutscher Gesang aus dem „Körner Eck“ in der Theodor-Körner-Straße in Boizenburg. Daneben sammeln sich neugierig Anwohner. „Was ist denn hier los?“, fragt einer. „Na, Party“, antwortet ein gerade hinzu Gekommener, der vor dem Flachdachgebäude sogleich von einigen Glatzköpfigen begrüßt wird.

Mehr als 300 Neonazis waren am vergangenen Sonnabend in die kleine Elbstadt gereist, um einem Konzert dreier internationaler Rechtsrock-Kapellen – neben „Ultima Frontiera“ aus Italien sollten „White Law“ und „Celtic Warrior“ spielen – sowie der drei deutschen Gruppen „Legion of Thor“, „Nordfront“ und „Kampfhandlung“ beizuwohnen. Nach gut einer Stunde aber schritt die örtliche Polizei ein. „Das Konzert wurde kurzfristig verboten“, erklärte ein Polizeisprecher der Schweriner Einsatzleitstelle.

Den ganzen Nachmittag lang hatten die Veranstalter ihre Kameraden über Kontrollpunkte zu der so genannten „Geburtstagsparty“ geschleust, für die auch der neonazistische V7-Versand aus Hamburg-Halstenbek geworben hatte. Etliche Rechtsrockfans parkten gerade erst in den umliegenden Straßen, als die Polizei um 21.30 Uhr begann, die Theodor-Körner-Straße abzusperren. Personenkontrollen führte sie nicht durch, ließ aber den Konzertsaal besichtigen – mit der Folge, dass die Veranstaltung abgebrochen wurde.

Als rechtliche Grundlage diente den Ordnungshütern der „Konzerterlass“ von 1999, der ein Einschreiten bei einer „Verherrlichung führender Personen der NS-Diktatur“, „Verharmlosung des Nationalsozialismus“ oder einer „aggressiven Ausländerfeindlichkeit“ ermöglicht. Im Februar diesen Jahres war das Schweriner Innenministerium in die Kritik geraten, weil es ein Rechtsrock-Konzert in Boizenburg nicht unterband (taz berichtete). Damals durften neben „Ultima Frontiera“ drei weitere Bands auftreten. Andreas Speit