WAS MACHT EIGENTLICH ...Waltraud?
: Stürmen!

Waltraud hat Germanien besetzt. Mit ihrem martialischen, kriegsbetonten Schritt, ist sie tief über das dicht besiedelte, fruchtbare Land gezogen und hält es seit Stunden im Griff. Kalt ist der, nass, und ohne Sonne. Wie eine Herrscherin hat sie sich über die Städte und Dörfer, Berge und Täler, Autobahnen und Kraftwerke gelegt. Nicht todbringend, wohl aber ihrer eigenen gewaltigen Macht frönend: Wo ich bin, ist mein Wort!

Götter des Sturmes, des Regens, der Wellen – nenn sie Thor, Ägir oder Ran – sind derzeit Waltrauds Begleiter. Thor, auch Donar genannt, kommt als muskelbepackter Rotbart daher, der mit Hammer, Kraftgürtel und Eisenhandschuhen gegen die Riesen kämpft. Gewittergott ist er, der Blitze schleudert und Regen herab fallen lässt. Das tut der Vegetation gut. So schlimm ist er also doch nicht. Auch Ägir, der Meeresriese, und seine Frau Ran, die Totengöttin des Meeres, können so schrecklich nicht sein. Sie bekamen neun Töchter – die Meereswellen. Die haben Waltraud nun mit Freuden angetrieben, damit sie es leichter hat, das Land zu besetzen mit Hagel und Wind.

Mit Waltraud, der „Walküre des Schlachtfeldes“, der „starken Kämpferin“, der „mächtigen Herrscherin“ ist nicht zu spaßen. Wen sie erobert, der ist erobert im Sturm. Wen sie entdeckt, dessen Herz liegt offen da. Wen sie einnimmt, der wird sich ihr offenbaren. Sie ist eine, deren Begehren, so es Anderem gilt, keinen Widerspruch duldet. Und das ist das Problem an der Sache. Denn nomen est omen: Mit der Waltraud ist es ein Kreuz.

WALTRAUD SCHWAB FOTO: AP