Opel droht langer Stillstand

Heute beginnen Verhandlungen zwischen Management und Konzernbetriebsrat. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht. Im Bochumer Werk stehen die Bänder weiter still. Kein Geld für die Streikenden

BERLIN taz ■ Die Fronten bei Opel bleiben weiterhin verhärtet. Dennoch sollen heute erste Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Management aufgenommen werden. Während der Europachef der Konzernmutter General Motors (GM), Fritz Henderson, am Wochenende die Schließung eines Werkes mittelfristig nicht ausschloss, zeigte sich die Belegschaft in Bochum weiterhin kampfbereit.

Die Beschäftigten müssten am Montag entscheiden, „ob sie an die Arbeit gehen oder nicht“, sagte Willi Gröber von der Bochumer IG Metall. „Ich gehe aber davon aus, dass der größte Teil nicht an die Arbeit gehen wird.“ Norbert Spittka, Ver.di-Vertrauensmann und Ersatzbetriebsrat im Bochumer Opel-Werk, schloss im Gespräch mit der taz nicht aus, dass die Bänder in Bochum noch mehrere Tage stillstehen. „Die Kollegen werden so lange von ihrem Informationsrecht Gebrauch machen, bis die betriebsbedingten Kündigungen vom Tisch sind. Das könnte bedeuten, dass die Produktion auch über Dienstag hinaus ruht.“

Die als Infotreffen für die Belegschaft getarnten wilden Streiks kosten das Unternehmen bis zu 60 Millionen Euro täglich. Da Bochum auch Teile für andere Opel-Werke in Europa liefert, könnte die komplette Produktion bald stillstehen. Lohnausgleich aus der Gewerkschaftskasse erhalten die Mitarbeiter in Bochum aber nicht, da es sich nicht um reguläre Streiks handelt.

Der Chef des Gesamtbetriebsrats Klaus Franz erwartet keine schnelle Einigung. Zunächst würden die Positionen ausgetauscht. Carl-Peter Foster, Vizechef von GM in Europa, schlug die Bildung von Auffanggesellschaften vor. Dies wäre eine Möglichkeit, betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. Einen solchen Schritt lehnten die Beschäftigten in Bochum ab.

Nach Einschätzung Spittkas, der auch Mitglied der „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ in NRW ist, könnte der Ärger der Opel-Mitarbeiter über Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement und Ministerpräsident Peer Steinbrück (beide SPD) auch die Landtagswahl im kommenden Jahr beeinflussen. Das Thema werde eines der wichtigsten des Wahlkampfs. Clement und Steinbrück hatten die Belegschaft zur Beendigung des wilden Streiks aufgefordert.

STEPHAN KOSCH

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