Training vonnöten

25 Jahre Weißer Ring: Reemtsma fordert Hilfe für Verbrechensopfer im Umgang mit Medien

Der Hamburger Sozialforscher Jan Philipp Reemtsma hat mehr Unterstützung für Verbrechensopfer im Umgang mit den Medien gefordert. Das sei auch eine künftige wichtige Aufgabe für den Opferschutzverein Weißer Ring, sagte Reemtsma gestern bei einer Festveranstaltung anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Hamburger Landesverbands. „Hier ist ein Medientrainig der Anwälte gefordert“, meinte er. Die Opfer selbst wären damit überfordert, in der Regel wäre zu ihrem Schutz eine „Medienabstinenz“ erforderlich.

Reemtsma erinnerte daran, dass er selbst Opfer eines Verbrechens wurde: 1996 wurde der Multimillionär entführt und etwa einen Monat in einem Kellerverlies festgehalten. Im Prozess gegen den Entführer trat er als Nebenkläger auf. Aufgabe eines Nebenklägers im Prozess sei es nicht, so Reemtsma gestern, sich für eine möglichst hohe Strafe einzusetzen, sondern „die individuelle Sicht des Opfers in den Prozess einzubringen“.

Der Bundesvorsitzende des Weißen Rings, Wolf Weber, kritisierte, dass bei der Strafverfolgung dem Täter mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als dem Opfer. In Hamburg hat der Weiße Ring 70 ehrenamtliche Helfer und 2.700 Mitglieder. Im Jahr 2003 wurde in der Hansestadt 1.927 Verbrechensopfern geholfen, im laufenden Jahr waren es bis September 1.371.

Innensenator Udo Nagel, seit einigen Tagen selbst Mitglied des Vereins, erinnerte daran, dass die Organisation auch die Angehörigen der ermordeten Angelina unterstützt. „Rasch und unkompliziert hat hier der Weiße Ring geholfen“, betonte Nagel, „und hilft weiter.“ dpa/taz