Wirre Trümmer

Viele Bonmots und kaum Gelächter: Mareike Mikats diffuses „Disneyland forever“ im Theater unterm Dach

Es beginnt düster. Ein junger Kämpfertyp kriecht im Zwielicht zwischen Birkenstämmen umher. Mit einer Art Bazooka, die sich jedoch als Scheinwerfer enpuppt, funzelt er ins Publikum und redet wirres Zeug. „Solange du deinen ID hast, bist du schuldig für manche. Wenn du ihn nicht mehr hast, bist du schuldig für alle.“

In der Mitte der Bühne thront eine Wand aus geschichteten Papierpaketen. Wir befinden uns in der sinistren Zukunftsvision „Executor 14“ des französischen Autors Adel Akim. Menschliche „Adamiten“, erfährt man, werden von maschinenhaften „Zelithen“ gejagt; ein „Junge“ schlägt sich auf der Suche nach seiner „Freundin“ durch städtische Endzeitwelten.

Mit diesem Stoff hat die junge Regisseurin Mareike Mikat im Theater unterm Dach ihren eigenen Text „Disneyland forever“ collagiert. Hier ergehen sich der „Kandidat“, eine junge „Sie“ und der „alte Kandidat“ in diffusen Andeutungen über einen totalitären Großkonzern namens Disney, der utopische Psychotests mit seinen Angestellten durchführt. „Sie“ erklärt dem „Kandidaten“, warum es sich lohne, für seine Freiheit zu kämpfen.

Mikat, die bereits am Staatstheater Kassel inszeniert hat, ist keine Dilettantin. Ihre Schauspieler wissen, was sie zu tun haben – auch wenn ihre Pantomimen oft übertrieben wirken. Einige Schauspieler mischen dem Abend sogar komödiantische Nuancen bei. Gelacht wird jedoch kaum im Zuschauerraum.

Schließlich geht es um Terrorismus. Die wirr aus dem Internet zusammenkopierten Textschnipsel im packpapiernen Programmheft erläutern jedoch so gut wie nichts. Auf dem Umschlag sind die unvermeidlichen Trümmer des World Trade Centers angedeutet. Man ahnt bereits, dass hier der US-Konzern Disney das Böse schlechthin darstellen soll. Dazu sondern die Darsteller Bonmots wie „Die Guerilla muss eine Schule der politischen Praxis werden“ und anderen fundamentalistischen Unsinn ab.

Es funktioniert nicht. Was der verworrene Theaterabend bedeuten wollte, das möchte man hinterher gar nicht mehr wissen. Und flüchtet lieber über die dunkle Danziger Straße zur U-Bahn. JAN SÜSELBECK

Wieder am 6., 7., 13., 14. 11., Theater unterm Dach, Danziger Str. 101