Alte Kessel haben ausgeböllert

Ab 1. November sollen nur noch moderne Heizungsanlagen in den Kellern stehen. In Berlin ist das illusorisch

Gute Neuigkeiten für Heizungsbauer: Am 1. November läuft gemäß der Bundesimmissionsschutzverordnung die letzte Übergangsfrist für alte und ineffiziente Heizkessel ab. Heizungsanlagen mit einer Leistung bis 25 Kilowatt dürfen dann höchstens 11 Prozent Abgasverlust aufweisen, Kessel zwischen 25 und 50 Kilowatt 19 und alle darüber 9 Prozent. „Abgasverlust“ bedeutet, dass zum Beispiel 11 Prozent der eingesetzten Energie wirkungslos aus dem Schornstein verpuffen – angereichert mit Schadstoffen. Anlagen, die diese Richtlinien nicht erfüllen, müssen ausgetauscht werden.

In Berlin sind laut Schornsteinfegerinnung etwa 15.000 der 250.000 Öl- und Gasfeuerstellen betroffen. Die beanstandeten Anlagen erhalten von der Schornsteinfegerinnung zunächst eine allerletzte Frist von sechs Wochen. Geschieht in dieser Zeit nichts, wird der Fall an das zuständige Umweltamt oder die Bauaufsichtsbehörde des Bezirks weitergeleitet. Welches Vorgehen diese dann planen, war gestern noch unklar. Anfragen ergaben, dass bei den Ämtern in dieser Frage noch Klärungsbedarf besteht.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer wies darauf hin, dass der Austausch veralteter Anlagen sowohl dem Geldbeutel wie der Luftqualität zugute komme. Der Einbau einer Neuanlage koste zwar rund 5.000 Euro, senke dafür aber die Heizkosten um 1.000 Euro im Jahr. Dazu werde der Kohlendioxidausstoß um bis zu 3 Tonnen pro Heizsaison gesenkt.

Die sieben ältesten Anlagen Berlins werden übrigens gratis ausgetauscht: Unter dem Motto „Berlin macht sich Luft“ riefen der Energieversorger Gasag und die Berliner Energieagentur gestern dazu auf, alte Heizkessel zum „Kessel-Casting“ anzumelden. Teilnahmeunterlagen sind ab sofort über die Schornsteinfeger und Handwerksbetriebe oder unter www.kessel-casting.de erhältlich. Den sieben Gewinnern winken als Preise kostenlose neue Heizkessel, für den Top-Oldie ist sogar die Installation umsonst. Zusätzlich werden Sonderpreise wie Gebäudeenergiechecks, eine Solaranlage im Wert von 5.000 Euro und ein Jahr lang Blockheizkraftwerkwärme (Wert: 3.000 Euro) vergeben.

OLIVER MARQUART