was macht eigentlich... … die evangelische Kirche?
: Ökumenisch orgeln

Vielleicht gehören Bachs Orgelwerke nicht zu seinen schönsten Kompositionen. Aber sicher ist, dass der Meister – von manchen Musikern noch heute ihr „Gottvater“ genannt – auch schöne Orgelmusik komponiert hat: die Toccata und Fuge in d-Moll etwa, die vielen einfällt, die spontan ein Stückchen Orgelmusik summen. Und es ist kein Zufall, dass Protestanten den Thomaskantor ab und zu „5. Evangelist“ nennen, denn seine Musik erzählt meist mehr als jede Predigt vom Glauben an den einen Gott.

Den EINEN Gott wohlgemerkt, nicht den irgendwie katholischen oder evangelischen, was man offenbar den Synodalen der hiesigen Landeskirche eintrichtern muss. Die wollen nämlich auf der kommenden Sitzung des Kirchenparlaments Anfang November eine geradezu revolutionäre Gesetzesänderung beschließen: Künftig soll es auch katholischen Organisten erlaubt sein, in die Tasten einer evangelischen Orgel zu greifen! Potzblitz, echter ökumenischer Geist!

Dazu muss lediglich ein kleines Kirchengesetz (!) geändert werden. Zudem dürfen Katholiken diese evangelische Orgelarbeit nur in Ausnahmefällen antreten – und nur dann, wenn sie das Musizieren an der Königin der Instrumente lediglich nebenberuflich betreiben. Die „Katholen“, das ist offenbar die Logik, könnten ja über die Orgeltöne böse römische Irrlehren im Kirchenschiff verbreiten. Ganz fies! Manchmal wundert man sich schon, welche Probleme Profi-Christen trotz leerer Kirchen so haben.

P.S. Bach war übrigens evangelisch – sehr wichtig, das. GES

FOTO: AP