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Qualifizierungsoffensive bildet Männer und Frauen zu AltenpflegerInnen aus, die bereits ungelernt in Heimen beschäftigt sind. Viele Heime erfüllen bisher die Auflagen nicht

Altenpflege gilt als krisensicherer Beruf – demographischen Erhebungen zufolge steigt die Zahl pflegebedürftiger RentnerInnen in den kommenden Jahren weiterhin an. Und es ist ein Beruf, in den viele Beschäftigte über Hilfsarbeiten stolpern, ohne als Fachkraft ausgebildet zu sein. Um den Personalbestand für die Zukunft zu erhöhen und auch unqualifizierten Pflegekräften eine dauerhafte Perspektive zu eröffnen, bietet die „Hamburger Qualifizierungsoffensive“ Altenpflegeausbildungen für Männer und Frauen an, die bereits ungelernt in Pflegeheimen oder -diensten beschäftigt sind. Nach den ersten beiden abgeschlossenen Kursen zog Projektleiterin Birgit Spalink gestern ein positives Fazit: „Die Resonanz der Teilnehmer und ihrer Betriebe ist gut.“

Die Qualifizierungsoffensive wird vom europäischen Sozialfonds, dem Arbeitsamt und der Sozialbehörde unterstützt. Von ihr sollen nicht nur die ArbeitnehmerInnen profitieren, sondern auch die Betriebe, in denen sie beschäftigt sind. Eine Erhebung der Sozialbehörde im Jahr 2000 hat gezeigt, dass viele Heime die vorgeschriebene Quote von 50 Prozent an qualifizierten Kräften nicht erfüllten; bei ambulanten Pflegediensten lag der Anteil der ausgebildeten Angestellten sogar nur bei 40 Prozent. Insoweit dient die Qualifizierungsoffensive der Qualitätssicherung in der Altenpflege.

Zudem, so Spalink, können die Arbeitgeber dadurch die Quote an Fachkräften erfüllen, ohne neues Personal einstellen zu müssen. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Ausbildungsprogramm ist, dass die Auszubildenden bereits seit mindestens sechs Jahren in der Altenpflege beschäftigt sind.

Zurzeit nehmen 125 Betriebe an dem Programm teil. Deren ungelernte Angestellte können nur einen Teil der anfallenden Arbeiten erledigen. Die gesamte Behandlungspflege setzt eine fachliche Ausbildung voraus, beispielsweise die Vergabe von Medikamenten und Versorgung künstlicher Ausgänge. Auch Pflegepläne für die einzelnen KlientInnen aufzustellen, setzt eine entsprechende Qualifikation voraus. Dass durch die fortgebildeten PflegerInnen die ungelernten auf Dauer aus ihrem Job verdrängt werden, glaubt Jens Stappenbeck, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft, aber nicht: „Wir brauchen auf Dauer sehr viel mehr Personal.“ ELKE SPANNER