CHINA WIRD DEN USA UND EUROPA IN DER KRISE KEINE HILFE SEIN
: Überbewertete G 2

Für viele Beobachter war der eigentliche Gipfel in London längst vorbei, bevor er angefangen hatte. G 2 nannten sie das erste Treffen zwischen Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao und US-Präsident Barack Obama. So als ob China und die USA die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ohne die anderen beilegen könnten. Der Londoner Economist lieferte dazu auf seinem Titelblatt die passende Weltkarte: China ganz groß, Amerika nur etwas kleiner, Europa ganz klein.

Diese Sichtweise, dass die Welt hauptsächlich von den G 2 gestaltet wird, beruht auf der besonderen wirtschaftlichen Verflechtung zwischen China und den USA. China ist der größte Gläubiger der USA. Die USA sind der größte Auslandsmarkt für China nach der EU. Deshalb werden schnell Horrorszenarien gemalt: Wenn China den Dollar fallen lassen würde, wenn die Amerikaner die chinesische Warenflut protektionistisch stoppen wollten, was dann? Dann wären wir tatsächlich erst am Beginn der Krise. Doch in Wirklichkeit stellen sich diese Fragen nicht. China hat in dieser Krise die höchsten Arbeitsplatzverluste, die USA haben die höchsten Wertverluste zu beklagen. Beide sind Verlierer und deshalb Verbündete in dieser Krise.

Das neue Lockwort G 2 lenkt von der Stärke der EU ab und täuscht die Neuerfindung der Welt an: Die USA sind tot, es lebe das chinesische Wachstum. Dabei stecken China und die USA das meiste Geld in Konjunkturprogramme, die lediglich den Status quo festigen. Während aus Europa bei diesem Gipfel die radikalsten Vorschläge zur Reform des Weltfinanzsystems kommen.

In Wirklichkeit nämlich wird der Beitrag Chinas zur Lösung der Krise gering sein. Selbst wenn es Peking mit seinen Konjunkturprogrammen gelänge, die chinesische Binnenwirtschaft anzukurbeln: Chinas Binnenmarkt ist heute nicht viel größer als jener der Beneluxländer. Das chinesische Wirtschaftswunder war ein Exportwunder. Das aber will niemand mehr heraufbeschwören.

Nein, die USA und Europa werden die von ihnen verursachte Krise allein meistern müssen. China steht diesmal noch am Rande. GEORG BLUME