Schäuble lässt Merkel sitzen

Wieder eine Absage für CDU-Chefin Angela Merkel. Ihr Amtsvorgänger Wolfgang Schäuble will nicht Nachfolger des zurückgetretenen Friedrich Merz werden. Hohn und Spott vom Gegner

BERLIN ap/dpa/afp/taz ■ Diesmal hat er nicht gewartet und gehofft, sondern das Heft selbst in die Hand genommen und Nein gesagt. Der frühere CDU-Chef Wolfgang Schäuble, immer wieder für viele Ämter im Gespräch, will seiner Nachfolgerin nach all den erlittenen Demütigungen nicht auch noch aus der Patsche helfen. Gestern hat er die Nachfolge des Finanzexperten Friedrich Merz ausgeschlagen.

Angela Merkel kommentierte Schäubles Absage gestern mit den Worten, sie sei „nicht enttäuscht“. Statt des für Merkel schwer berechenbaren Vorgängers sollen nun zwei Merkel-Getreue die Aufgaben von Merz übernehmen. Ronald Pofalla, bislang Justiziar der Fraktion, soll das Themengebiet Arbeit und Wirtschaft übernehmen. Michael Meister, bislang finanzpolitischer Sprecher, wird sich um die Haushaltspolitik kümmern.

Als „sachlich gut begründet“ hat CSU-Chef Edmund Stoiber Schäubles Absage an Merkel verteidigt. Angesichts großer Entscheidungen in der Europa- und Außenpolitik sei zu respektieren, dass Schäuble seine jetzige Aufgabe behalten wolle, sagte Stoiber in München. Man solle keinen sachfremden Gesichtspunkte hineininterpretieren.

Nach der Sitzung des CDU-Präsidiums suchte auch Merkel den Eindruck zu entkräften, gegen sie würden Intrigen gestrickt. „Ich fühle mich gut unterstützt“, kommentierte sie die fehlende Unterstützung aus Teilen der Partei. Es habe in dem Gremium Einigkeit geherrscht, dass dies für die Partei „kein Thema“ sei. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sagte an die Adresse seines Thüringer Amtskollegen Dieter Althaus, dessen Spekulationen über eine Intrige gegen Merkel entbehrten jeder Grundlage. „Manches hätte besser nicht gesagt werden sollen.“ Althaus hatte die Debatte am Wochenende losgetreten.

FDP-Chef Guido Westerwelle mutmaßte dagegen, „dass einige Herren in der Union Probleme damit haben, von einer Frau geführt zu werden“. Das könne der FDP nicht passieren: „Da haben die Liberalen ein moderneres Gesellschaftsbild.“ SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter behauptete, er mache sich um den Zustand des politischen Gegners „schon fast Sorgen“. RAB

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