Das Phantom der Opel

Bochums Opel-Werksleiter Martin Apfel ist sprachlos

Martin Apfel bringt als Chef eine schlechte Voraussetzung mit: Er fürchtet sich vor seiner Belegschaft. Sechs Tage dauert nun schon die „Informationsveranstaltung“ der Beschäftigten des Bochumer Opelwerks, und der Leiter der Fabrik hat es noch nicht fertig gebracht, mit seinen Arbeitern über die Sparpläne des amerikanischen Konzerns General Motors zu sprechen. „Feige“ sei er, „Fallobst“ gar, finden die Opelaner.

Martin Apfel trifft die Wut der Beschäftigten, die er vor Wochen noch als „Spitzenteam“ lobte, in seinem erst zweiten Monat auf dem neuen Posten als Werksleiter in Bochum. Im August löste der 44-jährige gelernte Jurist den Belgier Jan Brems an der Spitze von Opel Bochum ab. Eigentlich müsste Apfel die Mentälität der Opelaner kennen, denn er ist ein Eigengewächs des Konzerns: Vom Personalleiter im Stammwerk Rüsselsheim stieg er in die europäische Konzernzentrale von General Motors in Zürich auf, wurde Personaldirektor im Opelwerk in Antwerpen und schließlich Chef des Werks in Eisenach.

In Bochum sieht sich Apfel dennoch als Neuling. Er sei der „siebzigste Azubi des Opelwerks“, verkündete er kurz nach seinem Amtsantritt. Chefallüren hat er dennoch schnell gelernt: Per Flugblatt aus seinem Büro rief er die streikenden Arbeiter am Montag dazu auf, wieder zurück an die Bänder zu gehen – dies werde „dem Standort Bochum“ helfen. Falls Kollegen Mitarbeiter von der Arbeit abhalten würden, sollten die Vorgesetzten informiert werden, teilte er mit. Apfel bewies zudem seine Liebe zur gepflegten Konversation: „Bei Konflikten rufen sie bitte die Werkssicherheit“, lautete sein Rat für die Belegschaft.

KLAUS JANSEN