karstadt-kummer
: städte degradiert

Karstadt hat die Revierkommunen auf eine Reise nach Jerusalem geschickt: Sie wollen nicht zu den zehn gehören, die nach drei Jahren keinen Platz mehr finden und ohne das oft größte Warenhaus am Platz dastehen. Das wäre ja schlecht fürs Image und eine persönliche Niederlage. Deswegen klopfen sie jetzt demütig am Essener Prunkbau an, bitten um Audienz bei den Minus-Managern. Dabei geht der schwarze Peter klar an die Konzernspitze – sie hat das Haus heruntergewirtschaftet. Neben vorsichtigen VerbraucherInnen haben ihr starres Sortiment und biedere Auslagen KundInnen verjagt.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Die Kommunen können eine Pleite kaum aufhalten – sie haben in den letzten Jahren alles getan, um es Geschäftsleuten schön gemütlich zu machen. Herne lässt seine Geschäfte auf Wunsch immer öfter auch sonntags öffnen, hat die Einkaufsstraße aufwändig und teuer zum konsumfreudigen Flanieren saniert. Duisburg hat Karstadt geradezu einen Freifahrtschein für das Forum-Projekt gegeben, obwohl die Stadt schon zwei weitere Vorhaben plant, hat genau wie Herne kein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese, das die KundInnen abziehen könnte.

Für Karstadt sind die städtischen Bonbons natürlich nette Beigaben, kostenlos mitzunehmen. Der Konzern hat mit Horrorszenarien die Städte zu Bittstellern verwandelt. Diese Strategie funktionierte auch schon bei den Angestellten. Dabei weiß niemand, ob am Ende nicht genug Stühle für alle bereitstehen.