Aufruf zu mehr Engagement für die Kultur

Die Stadt Köln muss offensiver Kulturmarketing betreiben, meint der neue SPD-Kulturexperte Hans-Georg Bögner. Woher allerdings das Geld kommen soll, um Musik, Tanz, bildende Kunst und Film besser zu fördern, bleibt im Dunkeln

KÖLN taz ■ Die Stadt soll es wieder mal richten. „Kann die Stadt nicht ein Kulturcafé als Treffpunkt für Künstler eröffnen?“, forderte am Montag Abend im Kölner Stadtgarten jemand aus dem Publikum beim „Kulturmontag“ des SPD-nahen „Kulturforums“. Dem Frager antwortete Joe Knipp, Vorsitzender der Kölner Theaterkonferenz: „Solche Treffpunkte gibt es genug. Aber es gehört zum Selbstbild Kölns, sie nicht wahrzunehmen.“

Kölns Kultur ist aber nicht nur innerhalb Kölns ein unbekanntes Wesen, könnte das Fazit des Abends lauten. Hans-Georg Bögner, frisch gekürter Kulturexperte der SPD-Ratsfraktion, stellte einem intimen Kreis aus Parteimitgliedern und Kulturschaffenden seine kulturpolitischen Ideen vor. Eines seiner Ziele: Stadtspitze und Tourismuswerbung müssen offensiv für Kölns vielfältige Kultur werben. „KölnTourismus setzt immer noch nur auf Dom, Karneval und Schokomuseum“, kritisierte er. Vor allem OB Fritz Schramma habe bislang wenig Engagement gezeigt. Wie er allerdings eine Verbesserung des „sträflich vernachlässigten Kulturmarketings“ erreichen will, verriet er nicht.

Konkreter dagegen seine anderen Aussagen: Die Oper soll nach Möglichkeit erhalten werden, Köln braucht einen Kammermusiksaal und ein personell ausreichend ausgestattetes Kulturamt, die Kooperation mit den Umlandgemeinden muss ebenso verbessert werden wie die Zusammenarbeit der städtischen Dezernate, die freie Szene braucht mehr Förderung. Dabei seien die Theater bislang „relativ gut weggekommen“, Musik, Tanz, Film, Medienkunst und bildende Kunst seien dagegen „unterversorgt“. Außerdem brauche Köln ein Kulturzentrum mit Probe- und Auftrittsräumen, rundete Bögner, Geschäftsführer der Stadtsparkassen-Stiftung „SK Kultur“, den Wunschzettel ab.

Woher das Geld zur Finanzierung solcher Wünsche kommen soll, blieb offen. „Wir müssen erst einen Kassensturz machen“, meinte der SPD-Politiker. Er hofft nach der für seine Partei erfolgreichen Kommunalwahl auf mehr Einfluss. Vielleicht auch auf eine unabhängige Findungskommission für einen „starken“ Kulturdezernenten. Hier war seine Partei bislang außen vor.

Dass aber ausgerechnet CDU-Ratsmitglied Lothar Lemper, ausgesprochener Gegner einer schwarz-roten Koalition, Vorsitzender des Kulturausschusses wird, dürfte einer Zusammenarbeit zwischen CDU und SPD nicht gerade förderlich sein, schwant Bögner. Jürgen SCHÖN