Salzlose Suppe?

Die Kulturinitiative Anstoß ist zurück und lud zur Diskussion über die Bremer Kulturhauptstadt-Bewerbung

Eigentlich, so hatte man gedacht, müsste die Bremer Kulturszene den Machern der Bremer Kulturhauptstadt-Bewerbung einiges zu sagen haben. Seit vergangenem Juni liegt die gut 460 Seiten starke, zweibändige Bewerbungsschrift von Bewerbungs-Intendant Martin Heller vor; außerdem gibt es seit Ende September einen kulturpolitischen Masterplan von Kultursenator Peter Gloystein (taz berichtete). Beide Schriften sollen Bremens Kulturlandschaft nicht nur prägen, sie sollen sie verändern, und das grundlegend.

Nur folgerichtig, dass sich die Kulturinitiative Anstoß nach Monaten des Schweigens mit einer Veranstaltungsreihe zurückmeldet. Und nur verwunderlich, dass bei der ersten öffentlichen Diskussion zum Thema „Die Binnenwirkung der Kulturhauptstadt-Bewerbung“ am Montag im Bremer Theater die Kritik die Richtung wechselte: Nicht die Kulturszene hatte kritische Anmerkungen zur Arbeit von Bewerbunsintendant Martin Heller und seinem Mitarbeiter Uli Fuchs, Heller und Fuchs kritisierten die Kulturszene.

Auf die Bewerbungsschrift „haben wir bislang mehr Reaktion von außen als aus Bremen bekommen“, so Fuchs. Und Heller, außergewöhnlich vehement: „Was denken Sie denn über diese beiden Bände? Das interessiert uns brennend.“ Aus der Bremer Gemengelage hätten er und sein Team die Bewerbung in monatelanger Arbeit destilliert und nun „möchte ich vom Gemenge erwarten, dass es Möglichkeiten hat, sich zum Destillat zu äußern.“

Was die Anwesenden unvorbereiteter Weise nicht eben mal spontan nachholen konnten. Also Heller weiter: „Unser verzweifelter Apell ist, uns gemeinsam eine Sprache zuzulegen in finanzpolitisch schwierigen Zeiten.“ Darum gehe es beispielsweise bei dem Leitthema „Brutstätten und Besessene“. Und: „Es ist einiges an Veränderungsbedarf in der Kulturszene da. Ein Stück weit bildet der sich ab im Masterplan.“ Durch die Projektorientierung der Bewerbung sei vieles in Bewegung gekommen. „Sie werden gezwungen, Stellung zu nehmen, ob die Richtung richtig ist oder nicht.“ Offensichtlich das Grundproblem für Heller, anknüpfend an das „Salz in der gesellschaftlichen Suppe“, von dem in der Bewerbungsschrift im Kapitel „Brutstätten und Besessene“ zu lesen ist: „Die Suppe weiß noch nicht, ob sie das Salz wirklich haben will.“

Wobei es am Interesse an der Bewerbung grundsätzlich nicht mangele, war nach der Debatte beim Stelldichein an der Bar von Bremer Kulturorganisatoren zu erfahren. Allerdings könne man nur einzelne, konkrete Punkte aus der Bewerbungsschrift diskutieren und nicht das gut 460 Seiten starke Werk in seiner Gesamtheit. kli

Die nächste Anstoß-Debatte wird am 2.12. im Concordia stattfinden. Auf dem Podium: Kultursenator Peter Gloystein