berliner szenen Preis für Kleinkunst

Witzchen abpressen

„Er-eignet sich?“ mühte sich das Programmheft um den ersten Kalauer. Man ahnte also schon, wie der Hammer hing bei der ersten Verleihung des „Wesemann-Preises für Ereignisproduzenten“ in der Kulturbrauerei. Sechs „Nachwuchstalente“ aus der Kleinkunstszene gaben ihre Idee von Unterhaltung zum Besten: Eine Band mit kurzen Texten, ein Stand-upper, Karaoke-Sänger, Jongleur, ein Klavier spielender Indianer, ein Ösi-Kabarettist.

Vielleicht muss es wegen des besseren Mischungsverhältnisses so sein, dass zwei Acts grottenschlecht, zwei so lala, und zwei ziemlich prima waren, aber alles Männer, vermutlich, weil man sonst den Programmhefttitel nicht hätte nutzen können. Für die prominente Jury (Manfred Eichel, Popette Betancour etc.) spricht, dass sie den Wesemann-Oscar am Ende wirklich einem der beiden Guten gab: dem Konstantin Wecker-Albtraum Rainald Grebe, der unter seinem Indianer-Federschmuck absurde Popel-Chansons hervorpresste und in schönster Tourette-Tradition Sätze wie „Auch Anarchisten färben nachts manchmal ihr Haar“ brüllte. Das hatte was. Was man aber wieder feststellen musste bei dem allgemeinen Bemühen, dem Leben Witzchen abzupressen: Das Publikum ist auf der Seite der Spaßvögel. Man will lachen, egal, ob sich die Pointe innovativ aufbaut oder ob sie vorhersehbar ist. JENNI ZYLKA