Für Straßenkinder das Erbe verkauft

Die Bonner Stiftung „Iuventus Mundi“ unterstützt Projekte des Salesianerordens, der sich um vernachlässigte Jugendliche kümmert. Im Stiftungsvermögen steckt unter anderem der Erlös aus einem Grundstücksverkauf

BONN taz ■ Kurt Meyer-Berhorn lebt seit vierzig Jahren in Bonn. Er arbeitete als Lehrer. Inzwischen ist er pensioniert. Er könnte seine Zeit ausschließlich seinen zehn Enkeln widmen. Bei Besuchen in Afrika sah er aber, wie es anderen Kindern geht, die auf der Straße leben, wo sie ein früher Tod erwartet. „Dieses Elend ist nicht zu ertragen,“ sagt Meyer-Berhorn.

Mit zwei befreundeten Ehepaaren gründeten er und seine Frau Gisela „Iuventus Mundi“. Am Dienstag feierte die Stiftung ihren ersten Geburtstag. Dabei stellten die Gründer ihre Ziele vor. Unterstützt werden Projekte der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos. Deren Vorbild ist der italienische Priester Don Giovanni Bosco. Er gründete im 19. Jahrhundert in Turin Wohnheime, Schulen und Werkstätten für Straßenkinder. Dieser Aufgabe fühlen sich die Salesianer auch heute noch verpflichtet. Ihre 16.000 Mitarbeiter ermöglichen Jugendlichen in den ärmsten Gegenden der Welt eine Zukunft.

Das erste Projekt, das Iuventus Mundi fördert, ist die Renovierung eines Mädchenhauses im rumänischen Constanza. Es ist Teil des „Centro Salesiani Don Bosco“. Jugendliche erhalten dort eine Mahlzeit, können duschen, ihre Kleider wechseln. In den Werkhallen werden Berufsausbildungen angeboten, etwa zum Schneider und Elektriker. Für Mädchen steht nur ein kleines, desolates Haus zur Verfügung. Nach der Renovierung können weitere Mädchen aufgenommen werden. Der Bedarf ist groß.

Die Stiftungsmitbegründerin Rita Boretzki erzählt, wie sie auf die Idee kam, sich privat zu engagieren. Sie sah vor Jahren in einer Zeitung das Bild eines nackten Jungen, der weinend auf einer Bukarester Straße stand. Viele Leser spendeten Geld. Monate später zeigte die Zeitung ein Foto des Jungen auf derselben Straße, bekleidet und lächelnd. „Da fiel der Groschen,“ sagt Boretzki. Die ausgebildete Sozialarbeiterin hatte Jahre zuvor ein großes Grundstück geerbt. Jetzt verkaufte sie es und brachte den Erlös in die Stiftung ein. Die langfristige Förderung der Kinder, ihre soziale Begleitung und Ausbildung ist Iuventus Mundi sehr wichtig. Boretzki hofft, dass die Straßenmädchen im „Centro Salesiani Don Bosco“ bald ähnlich lächeln können wie der Junge auf dem Bild.

Seinen Sitz hat Iuventis Mundi auf dem Bonner UN-Campus. Für Jean Paul Muller, Vorstandsvorsitzender der Stiftung und Don-Bosco-Missionsprokurator, ist das ein großer Vorteil: „Unser Standort ermöglicht eine direkte Zusammenarbeit und einen informellen Austausch mit den ansässigen internationalen Organisationen.“ In Bonn gebe es zum Glück viele Menschen, die sich ehrenamtlich für benachteiligte Jugendliche einsetzen wollen. In Zeiten knapper Kassen sei die Arbeit der internationalen Hilfswerke ohne private Initiativen kaum möglich. Boris Hänßler

www.iuventusmundi.de