Community sucht rechten Weg

Das schwule Szenemagazin „Box“ aus Köln interviewt die Vorsitzende der rechtsextremen „Pro Köln“. Das spaltet die Community: „Nicht sehr geschickt“, sagen die einen, „Enttarnung“ die anderen

Von Thomas Spolert

Wie geht man mit Kölns Rechtsextremen um, die gerade mit fünf Sitzen – vier für „Pro Köln“, einer für die Republikaner – in den Rat gewählt wurden? Diese Frage wird derzeit in Kölns Homoszene heftig diskutiert. Anlass ist ein Interview mit der „Pro Köln“-Vorsitzenden Judith Wolter in der aktuellen Ausgabe des schwulen Szenemagazins BOX.

Unmissverständlich kündigt Wolter darin an, die Parade zum „Christopher Street Day“ (CSD) abschaffen zu wollen. Die sei ein „bloßes Zurschaustellen sexueller Vorlieben“. Auch sonst lässt die Fraktionschefin keinen Zweifel an der lesben- und schwulenfeindlichen Haltung ihrer Partei aufkommen. Geht es nach Wolter, erhält das schwul-lesbische Jugendzentrum „anyway“ keine städtische Förderung mehr.

Nach Ansicht des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. (KLuST), Veranstalter des CSD, sind diese Forderungen eigentlich keinen Kommentar wert. KLuST-Sprecher Jürgen Ulrich hält die Aussagen von „Pro Köln“ für „völlig daneben“ und „hirnverbrannt“. Er wundert sich aber, ein Interview mit den Rechtsextremen in BOX zu finden. „Ich halte das für nicht sehr geschickt und hätte das nicht gemacht“, kritisiert Ulrich den Umgang mit den Rechtextremen.

BOX-Mitherausgeber Jochen Saurenbach verteidigt das Interview: „Wir wollten diese Partei enttarnen.“ Neben dem Gespräch stehe deswegen noch ein Artikel, der über die Rechten aufklärt. Ein direktes Aufeinandertreffen der schwulen Zeitungsmacher mit Judith Wolter gab es übrigens laut BOX nicht. „Pro Köln“ habe ein direktes Interview abgelehnt. So hätten die BOX-Mitarbeiter ihre Fragen schriftlich gestellt. Wolters Antworten seien per E-Mail gekommen. „Ich bin erstaunt über die präzisen Stellungnahmen, die dabei herausgekommen sind“, wundert sich Saurenbach.

Redakteur Ingo Tönges hätte Wolter gerne persönlich befragt. Aber auch so ist er zufrieden. „Die Rechten totschweigen nützt nichts“, ist er überzeugt. Möglicherweise hätten auch Schwule diese Partei gewählt. Daher müsse ihr die Maske abgenommen werden.

Noch im Sommer hatte BOX einen Kommentar abgedruckt, in dem der KLuST heftig gescholten wurde, weil „Pro Köln“ im CSD-Programmheft unkommentiert seine politische Haltung zu Lesben und Schwulen darlegen konnte. KLuST-Sprecher Ulrich hält diese Wahlbefragung im Gegensatz zum BOX-Interview auch heute noch für richtig. Der KLuST habe damals alle zur Kommunalwahl zugelassenen Parteien neutral angeschrieben. „Wo hätten wir sonst die Grenze ziehen sollen“, fragt er.

Saurenbach sieht im Vorgehen von BOX keinen Widerspruch. Die Kritik am KLuST sei ein Meinungsartikel eines freien Mitarbeiters gewesen. „Unsere Meinung ist dazu ganz anders“, betont der Mitherausgeber des Szene-Blattes. Schließlich wolle BOX auch die Meinungsvielfalt in der Szene widerspiegeln.