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■ Von Opel bis ArbeitsagenturAuslaufmodell Industriearbeit

betr.: „Streit und Streik bei Opel. Ein Michael Moore für Bochum“, taz vom 16. 10. 04

Ihren Kommentar finde ich zynisch. In einer Situation, in der die ArbeiterInnen bei Opel sehr viel mehr zu verlieren haben als nur ihre Ketten, ist es mehr als legitim, durch Streik den Arbeitsplatzabbau zu skandalisieren. Vielleicht werden so mehr Menschen darauf aufmerksam, dass die jetzige Ordnung der Weltwirtschaft und das Primat des Marktes unser aller Leben in eine Prekarisierungs- und Armutsspirale ziehen wird; das gilt für Michael Moores Flint genauso wie für Rüsselsheim und Bochum. ALBAN WERNER

Das drohende Szenario ist für die betroffenen Mitarbeiter des Opel-Werkes in Bochum beängstigend und katastrophal. Die bisherigen Lebensgewohnheiten, Sicherheiten und Aussichten sind mit einem Mal in Frage gestellt: Das monatliche Einkommen, die Hypothek auf das Wohneigentum, der neue Opel zum Ende des Jahres, der vorausgezahlte Urlaub, die neue Schrankwand fürs Wohnzimmer, der vorgezogene Ruhestand. Statt der monatlichen Lohntüte stehen Hartz IV und der 1-Euro-Job ins Haus.

Ich denke, es ist an der Zeit, über neue Formen der Arbeit und Kultur nachzudenken, statt seine Energie für das Auslaufmodell Industriearbeit zu opfern. Der Rückgriff auf Billiglohnländer ist für die Autoindustrie nur eine Übergangsphase auf dem Weg zur vollständigen Automatisierung der Pkw-Produktion.

JOACHIM BESSELL, Moos-Weiler

betr.: „Die wollen uns platt machen“, taz vom 16. 10. 04

Ich habe zwei Jahre im benachbarten Ginsheim-Gustavsburg bei Isuzu gearbeitet, einem Motorenzulieferer für Opel. Dadurch hatte ich auch oft mit Opelanern zu tun. Ich als Ostdeutscher wurde immer etwas mitleidig belächelt. Der ehemalige Diplomingenieur muss sich im Westen als Fahrer verdingen. Deshalb kann ich nicht richtig „traurig“ sein. Der VEB Carl Zeiss Jena wurde innerhalb kürzester Zeit von 30.000 auf knapp 4.000 reduziert. Alle bejubelten Herrn Dr. Späth & Co. Nur ein Werk einer Stadt. Ein Werk mit 100 Prozent Facharbeitern und Ingenieuren. Was sind da 10.000 bundesweite Opelaner. Wer hat vom Untergang Ost profitiert? Der Absatzmarkt im Westen. Wenn nicht die Ossis Opel-Autos gekauft hätten, wären sie schon eher platt gewesen.

Vielleicht kommt der eine oder andere endlich mal vom hohen Pferd. Wir haben Hartz schon seit 1990. So traurig die Angelegenheit auch ist. M. KASSLER, Jena

betr.: „Schicksalhaft wie das Wetter“, taz vom 19. 10. 04

Schon interessant: Da redet man von Globalisierung und sucht Gründe für die Opel-Misere, wie den zu hohen Lohnkosten oder der minderen Produktivität.

Dabei ist doch längst bekannt, dass der geplante Stellenabbau auf den Rüstungsdeal zwischen Lockheed Martin und der polnischen Regierung zurückgeht, bei dem zugesagt wurde, als Dankeschön für den Kauf einen Teil der Opelproduktion nach Polen zu verlagern. Genau das machen die GM-Manager jetzt. Andere Gründe sind vorgeschoben und dienen nur populistischen Zielen

ANDREAS RÖTTGER, Hamburg

Von international tätigen Konzernen wird unter dem Deckmantel der so genannten Globalisierung und unterstützt durch die Politik der SPD-geführten Bundesregierung der Mensch auf einen Produktionsfaktor reduziert, der nach Belieben verschoben und beseitigt werden kann. Nun stemmt sich bei Opel in Bochum endlich eine Gruppe noch nicht resignierter Aufrichtiger gegen diese Entwicklung. Und wie reagieren führende Vertreter der SPD in Land und Bund? „Klappe halten und weiterarbeiten!“ ist das Signal, das aus Düsseldorf (Steinbrück) und Berlin (Clement) zu vernehmen ist.

Zu Zeiten, als die SPD noch als wahrnehmbare politische Größe existierte, hätten deren Vertreter das Sakko ausgezogen, die Ärmel hochgekrempelt und sich neben die Arbeiter gestellt. Doch heute diniert man lieber mit den Vorständen, als Solidarität mit den Betroffenen zu demonstrieren. THOMAS IRMSCHER, Krefeld

betr.: „Protest nach Schichtplan“, taz vom 19. 10. 04

Vielleicht darf man noch mal daran erinnern, dass ein Streik das wirkungsvollste Mittel der Arbeitnehmer ist, um Interessen durchzusetzen. Selbst wenn das Werk in Bochum dichtgemacht wird, ist es besser, darauf mit einem Streik aufmerksam zu machen, als brav weiterzuarbeiten in der Hoffnung, dass es einen vielleicht „ja nicht trifft“, und wie „Kaninchen“ auf eine Kündigung zu warten.

PETER HILGELAND, Remscheid

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