Confessions of a Schmorbraten-Eater

Wolkiger Vortrag: Kulturhauptstadtbewerbungsintendant Martin Heller erläutert in der Galerie Rabus seine Kunstauffassung

Der Schweiz ist die Wolke abhanden gekommen. Wohl gemerkt: Die Wolke, Singular. Denn, einen hohen, klaren Himmel hat es im Gebirge immer noch nicht häufiger als in Bremen. Aber die Wolke, die auf dem Murten-See vor Yverdon schwebte, ist abgebaut. Sie war eines der spektakulärsten Vorzeigeprojekte der Schweizer Landesausstellung. Die welterste Wasserdampfarchitektur.

Mit Bremen hat das nichts zu tun – oder sehr viel, ganz wie man’s nimmt. Jedenfalls ist der künstlerische Leiter der Swiss-Expo 02 dieselbe Person, die auch die Kulturhauptstadtbewerbung Bremens konzipiert. Martin Heller, 50 Jahre alt und „in einem kleinen Dorf in der Nähe von Basel“ aufgewachsen, wie er bei seinem Referat im Rahmen des Vierten Bremer Symposiums der Heinrich Böll Stiftung in der Galerie Rabus erzählt: Heller wählt einen autobiografischen Zugang, um dem Verhältnis von Massenkultur und Kunst nachzuspüren. „Die Sehnsucht nach dem Populären“ adressiert er das Thema folgerichtig um.

Ein riskanter Weg: Was einer von sich sagt, kann zwar nicht bezweifelt werden. Aber er muss dafür seine eigenen Empfindlichkeiten einbringen – seine ganz private Sehnsucht. In Wolken tritt man leicht fehl. Abstürze sind denkbar: Autobiografie ist ein verdammt ethisches Genre.

Nicht auf der Höhe jedenfalls die Technik: Laptop-Schnittstelle, Video-Beamer und Kabel finden nicht richtig zusammen. Gut, dass man fünf Minuten vor Veranstaltungsbeginn anfängt, sie zusammenzustöpseln. Der Vortrag, so Heller, „hätte sich vor allem auf die Überzeugungskraft von Bildern verlassen sollen.“ Später bekennt er sich zur kulinarischen Praxis des Schmorens.

Makellos hingegen – hier müsste impeccabel stehen, doch das versteht kein Bremer – diese Schweizer Landesausstellung, die Heller als seinen Großereignis-Erfahrungshorizont beschreibt: Er, der Ex-Direktor eines Museums, das maximal fünf Prozent der Bevölkerung erreicht, plötzlich in der Rolle des Managers einer Ausstellung für alle – das sei ein extremes Umdenken gewesen. Auch Kulturhauptstadt sei für alle, fügt er hinzu.

Massenkultur und Kunst? Das ist gar nicht die Frage. Es geht eher um einen bequemen Transport zur Hochkultur. Oder käme der Berg zum Publikum? Oder sänke die Wolke vom Gipfel? Hellers Strategie ist weder Popularisierung noch Volkspädagogik. Sie bleibt diffus. Aber in der Schweiz hat sie eingeschlagen. Wie ein Blitz aus verhangenem Himmel. bes