berliner szenen The Sleepy Jackson

… waren zart im Knaack

Waldorf & Stadler und der dänische Muppetkoch, als Dias an den Wänden, das ist Rock. Im Magnetclub stehen die nicht mehr ganz so jungen Jungen und Mädchen von Berlin im schmalen Schlauch vor der Bühne und warten. Ob es passiert, das Rockding: The Sleepy Jackson aus Australien, deren Sänger sich die Augen mit türkisblauem Lidschatten und Eyeliner schminkt. Er ist sehr klein in seinem schwarzen Schluff-Anzug, und er sieht über gut 150 Köpfe hinweg hübsch pazifisch aus, wie er gerade die Gitarre verstöpselt und mit seinen vier Freunden aus Perth elektrisch zu summen beginnt. Es pfeift, es rappelt, da singen gleich drei Stimmen, immer höher hinaus, ganz bis zum C oben auf dem Berge, wo sich Glampunks, Beatniks und Buddhisten grüßen.

Eine Viertelstunde geht das so, munter, glücklich, im Fieber aus Rückkopplungen und Chorgequietsche. Dann winkt Luke Steele allen Girls zu, die seine Musik mögen, weil sie nicht bloß toll mit Herzensschmerzenstexten wedelt, sondern auch schwul genug ist, um Rock ein bisschen weicher zu polstern als bei den vielen The-Bands, zu denen ihre Freunde sie in letzter Zeit geschleppt haben. Luke ist 24 Jahre alt, kennt aber schon alles, was schief gehen kann im Leben. Für einen Freund, der an zu viel Drogen gestorben ist, hat er eine Ballade geschrieben, bei der zwei, drei Tussen laut quatschen, bis einer „Psst!“ ruft. Vielleicht hat Luke auch zu viel Musik gehört, von strammer Wave-Disco zu zartem Country ist es ja ein weiter Weg, von dem er ohnehin meistens abkommt. Ein Kollege meint seufzend, dass er nicht weiß, ob Sleepy Jackson mit all den Verweisspielchen nun endlich abschließen oder noch eine Runde mehr drehen wollen auf der Zitatenleiter. Dann bleibt er doch bis zum Schluss. HARALD FRICKE