klimastörungen
: Sonne, Mensch oder beide

Kinder werden meistens furchtbar ungezogen, wenn man ihnen die Spielsachen wegnimmt. Kohlendioxid ist das Lieblingsspielzeug der meisten Klimaforscher, besonders der deutschen. Das Spiel mit dem Kohlendioxid geht so: Der Mensch bläst Kohlendioxid in die Atmosphäre, wo es als Treibhausgas wirkt. „Globaler Klimawandel“ heißt das Spiel. Die deutschen Klimaforscher sind besonders exakt und nennen es: „Globale Klimaerwärmung“.

Ein Geochemiker und ein Astrophysiker haben den Klimaforschern unbeabsichtigt ihr Lieblingsspielzeug weggenommen. Jan Veizer von der Ruhr-Universität Bochum und Nir J. Shaviv von der Hebrew University in Jerusalem erforschten jahrelang die Ursachen der verschiedenen klimatischen Veränderungen in den letzten 600 Millionen Jahren. Sie fanden heraus: Um die Klimadaten der letzten 600 Millionen Jahre zu erklären, kommt Kohlendioxid nicht in Frage. Dazu hätte tausend- bis zehntausendmal mehr in der Atmosphäre vorhanden sein müssen, als die Analyse von Sedimenten ergibt. In Frage hingegen kommt das Treibhausgas Wasserdampf. Dessen Menge in der Atmosphäre, so berechneten die beiden Forscher, hängt entscheidend von der Intensität der kosmischen Strahlung ab.

Kosmische Strahlung besteht aus Elementarteilchen extrem hoher Energie und dringt aus den Tiefen des Alls in das Sonnensystem ein. In der Erdatmosphäre fördert kosmische Strahlung die Wolkenbildung aus atmosphärischem Wasserdampf. Die Stärke und Größe der Wolkendecke über der Erde wiederum bestimmt wesentlich, wie viel Sonnenenergie von der Erde absorbiert und wie viel in den Weltraum zurückgestrahlt wird. Im Juli dieses Jahres veröffentlichten die beiden Forscher eine umfangreiche Studie. Ihre Schlussfolgerung: Zwei Drittel der Temperaturschwankungen auf der Erde sind durch die Intensität der kosmischen Strahlung erklärbar.

Die beiden Forscher betonen, dass Kohlendioxid durchaus ein treibhausverstärkender Faktor sein könne und dass ihre Studie kein Argument für Energie- und Ressourcenverschwendung sei. Die Elite der deutschen Klimaforscher war dennoch höchst erbost über die beiden Spielverderber. Vor zwei Wochen hagelte es öffentlichen Protest: Ihr fundiertes Wissen, ließen die Klimaforscher beleidigt wissen, werde durch eine einzelne, spekulative, auf unsicheren Daten fußende und methodisch sehr fragwürdige Publikation in keiner Weise in Frage gestellt. Formuliert wurde die Protestnote übrigens am „Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“. Richtig: Klimafolgenforschung. Was für ein Wort!

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