Nach Hause hören

„Köln Radyosu“ ist seit 40 Jahren der Draht in die Türkei

Als 1964 „Köln Radyosu“, das erste türkischsprachige Radioprogramm des WDR, über den Äther ging, konnten viele Migranten wieder besser Luft holen. Denn für sie war die Radiosendung zuweilen der einzige Draht in ihre Heimat. Murad Bayraktar, der bei „Köln Radyosu“ hinterm Mikrofon sitzt, kann sich noch genau erinnern, wie die türkischen Haushalte damals für 40 Minuten alle Arbeit niederlegten und ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Radio richteten.

Diese Anziehungskraft musste die Sendung, mittlerweile Bestandteil des multikulturellen WDR-Sprösslings „Funkhaus Europa“, in den vergangenen Jahren aber teilweise einbüßen. Waren es damals noch 40 Minuten on Air, so sind es heute nur noch 30. Und auch der Samstag als Sendeplatz ist mittlerweile weggefallen. Dieser Trend ist mit der Politik geschuldet, findet Hakki Keskin, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland: „Ich glaube, dass die Politik muttersprachliche Sendungen nach und nach beschneidet“, sagt er. Die Sendung habe aber weiterhin große Bedeutung. In der ersten und zweiten Migrantengeneration gebe es noch viele Türken, „die sehr daran hängen.“

Dass die Zahl der Hörer dennoch abnimmt, hängt auch damit zusammen, dass es heute ein dichteres Informationsnetz gibt als damals. Wer sich informieren will, ist nicht mehr an den Hörfunk gebunden – ein allgemeines Problem dieses Mediums, das sich unter anderem dem Internet stellen muss.

Im Gegensatz zu einigen anderen Medien hat sich „Köln Radyosu“ aber immer einen kühlen Blick bewahrt: Das Programm sei „objektiv und überparteilich“, weiß Keskin. Man erfahre dort nicht nur etwas über die Türkei, sondern auch über Türken in Deutschland sowie die Politik und Gesellschaft, in der sie leben. „Deshalb sollte die Sendung weiterhin bestehen“, sagt Keskin. Das wird sie auch. Aber erst mal geht sie auf Tour durch NRW und zeigt live, wie sie seit vier Dekaden ihre Arbeit macht.

BORIS R. ROSENKRANZ