Bier in Dosen ist kalter Kaffee

Im wirtschaftlichen Abwärtstrend kündigen zwei Brauereien Investitionen an. Aber auch der Bier-Branche geht es nicht gut. Der Konsum des Getränks geht zurück, weil die Menschen älter werden

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Es sah schon so aus, als gäbe es keine guten Nachrichten mehr: Opel streicht, Karstadt krankt, Schlecker baut ab. Das war alles zu lesen – von Investitionen dabei keine Spur. Da wundert es doppelt, wenn sich plötzlich zwei Brauereien melden, die künftig eine Menge Geld in ihre Unternehmen stecken wollen. Und nicht nur das: Auch neue Arbeitskräfte haben sie eingestellt. Geht es den Bier-Brauern also gut? Trotzen sie dem wirtschaftlichen Abwärtstrend?

Nicht ganz. Sieht man genau hin, ist auch die schäumende Welt des Bieres nicht so rosig wie vermutet: Jahr für Jahr geht der Konsum zurück, die Käufer werden weniger. Warum also investieren? Ganz einfach: Um marktfähig zu bleiben. Am besten steht dabei Krombacher da, die größte private Brauerei Deutschlands mit Sitz in einem südwestfälischen Dorf. „Wir haben uns schon vor zehn, zwölf Jahren auf die Produktion von Mehrweg konzentriert“, sagt Krombacher-Sprecher Franz Weihrauch. Die Einführung des Zwangspfandes auf Einwegflaschen und Dosen habe die hauseigene Politik da nur bestätigt. Deshalb kann die Brauerei, die 2003 trotz Bier-Krise ihren Umsatz um 12 Prozent auf 515,8 Millionen Euro steigern konnte, beruhigt 63 Millionen in neue Abfüll-Anlagen investieren. Auch in Bier-Kästen und neue Lager-Hallen wird ein Teil des Geldes fließen. Zudem wurden bereits im Frühjahr 33 neue Mitarbeiter engagiert.

Dass der Umsatz der Krombacher weiter steigt, liegt für Weihrauch auch an der Identität des Bieres: „Wir können unsere ganze Kraft auf das Pils konzentrieren“, sagt er. Denn das Pilsener ist immer noch das stärkste Pfund im Hause, auch wenn Mixgetränke zunehmend an Attraktivität gewinnen. Außerdem arbeitet man bei Krombacher seit gut 15 Jahren mit dem selben Werbemotiv: einem malerischen See in einer Mittelgebiergslandschaft. „Das schafft Vertrauen bei den Käufern“, so Weihrauch.

Doch die Kunden gehen langsam flöten. Das sei ein „demographisches Problem“, sagt Weihrauch. Die entscheidenden Zielgruppen würden immer kleiner. Darauf spielt auch Ulrich Biene von der Veltins-Brauerei an. „Die Alterspyramide geht oben auseinander“, sagt er. Wichtig beim Bier-Konsum seien aber die Menschen zwischen 18 und 35 Jahren: „Die sind aktiv – auf Festen und in der Gastronomie.“ Doch sind sie auch zuverlässig? Nach Bienes Erfahrungen nicht: „Sie greifen schon mal zu Noname-Bier, wenn sie da fünf Euro sparen können.“

Veltins hingegen wird nicht sparen können. Erst 1992 ist die Brauerei ins Dosen-Geschäft eingestiegen – und nun bricht es zunehmend weg. „Die Dose ist tot“, sagt Biene, der beteuert, Veltins habe nie ein Eigeninteresse an diesem Behältnis gehabt. Man sei in die Sogbewegung des Marktes geraten. Deshalb wird jetzt bei Veltins auf Mehrweg umgemodelt. Das schafft Arbeit: Wenn im Sommer nur wenige Flaschen zurück kehren, weil sie irgendwo in Gärten rumstehen, so sind es in den Herbstmonaten gleich etliche mehr. Darunter seien rund 70 Prozent „Fremdflaschen“, sagt Biene. Um die alle zu ordnen, wird Veltins neue Sortieranlagen, eine Maschinenhalle und Lagerflächen bauen müssen. Kostenpunkt: 20 Millionen Euro. „Wir müssen langfristig investieren, um Mehrweg nach vorne zu bringen“, weiß Biene. Denn schließlich liegt die Zukunft des Bieres nicht mehr in der Dose. Auch Mixgetränke wie „V+“, Veltins plus Limo, oder Krombachers „Cab“, Pils mit Cola, gehen immer öfter in Flaschen über die Ladentheke.