In Familien statt in Heime

Viele Pflegekinder sollen ein häuslicheres Umfeld bekommen – und den Kontakt zu ihren leiblichen Eltern bewahren

Bremen taz ■ Als Sandra vier war, kam ihr Vater ins Gefängnis. Ihre Mutter trank, Sandra saß viel mit ihr in Kneipen oder alleine zu Hause, oft tagelang. Sie versuchte, sich um ihren kleinen Bruder Klaus zu kümmern, war überfordert, die beiden Kinder verwahrlosten. Dann griff das Jugendamt ein, Sandra und Klaus sind heute in einem Kinderheim.

Sandra und Klaus sind zwei von etwa 1.100 Bremer Kindern, die nicht mehr mit ihren Eltern leben können und daher in Kinderheimen oder Pflegefamilien wohnen. Das Sozialressort und die Gesellschaft „Pflegekinder in Bremen“ (PiB) planen nun neue Betreuungsformen für diese Kinder und Jugendlichen. Vor allem soll stärker darauf hingearbeitet werden, dass sie innerhalb von zwei Jahren zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren können. Bislang gelingt das nur in sehr wenigen Fällen: „Im einstelligen Prozentbereich“ lägen die Zahlen, heißt es aus dem Sozialressort. Die PiB möchte nun die Ersatzfamilien dabei unterstützen, den Kontakt zwischen den Kindern und ihren eigentlichen Eltern zu bewahren. Gleichzeitig soll den Müttern und Vätern geholfen werden, ihre Krisensituation zu meistern. Die zweite Neuerung ist, dass auch junge Menschen mit Behinderung verstärkt in Familien vermittelt werden sollen. Die leben bislang größtenteils in Heimen. Und schließlich hat die PiB ein Programm für Kinder psychisch Kranker entwickelt. Hier sucht die PiB dringend Patenfamilien, die den Kindern im Alltag beistehen.

Die PiB wurde vor zwei Jahren gegründet. Sie übernahm vom Amt für Soziale Dienste die Betreuung von Pflegekindern. Für die neuen Programme entstehen im PiB dreieinhalb Stellen. Insgesamt sollen mehr Kinder in Familien vermittelt werden als bislang, so das Ziel von PiB und Sozialressort. Die Zahl der Heimplätze würde entsprechend sinken. dos