Jukebox

Im Kesselhaus ist alles so, „Wie es ihr gefällt“

Ein Lied: Männer Männer Männer Frauen Frauen Frauen, Männer Männer Männer Frauen Frauen Frauen. Ach wie schön ist unsere Welt, ach wie gut sie mir gefällt. Eher hechelnd zu singen, zackiger Zungenschlag. Von der Gruppe Zimt, die man nun nicht zu kennen braucht. War im fernen Tübingen, Anfang der Achtziger. Weiter in der Materialsammlung: „Immer noch herrscht im Musikbusiness ein Geschlechterverhältnis wie in der Astronautenszene oder der Kfz-Meisterinnung“, teilt einem das Info zum Musikerinnenfestival „Wie es ihr gefällt“ mit, das ab heutigem Freitag drei Tage lang im Kesselhaus der Kulturbrauerei gastiert.

Eine private Stichprobe. Zehn Platten aus dem heimischen Regal gezogen. Einfach so. Darunter nur Frauen, von den Raincoats über Annette Peacock, Lydia Lunch, UT, Frank Chickens bis zu Laurie Anderson. Nur: Ich habe geschummelt. Nicht in der Ordnung, nö, aber natürlich wusste ich, dass hier die „Frauenecke“ steht. Nicht mehr so recht weiß ich, wieso das nun ein Ordnungsbegriff sein sollte, bei den Platten. Was hat der rumpelnde Beat der Raincoats schon wirklich mit der Düsternis von Lydia Lunch zu tun? Muss die wohl mal umsortieren, ins Fach zu Nick Cave mit den Bad Seeds.

Obwohl. Die Gegenprobe: Im 60er-Regal, nur die Mama’s (mit den Papa’s). Und Yoko Ono. Ist einfach John Lennon/den Beatles zugeschlagen.

In einem Gespräch hat Bob Ostertag mal gesagt, dass er in seiner Community so gar nicht gehört wird. Er sagte es lächelnd, bedauernd. Ostertag macht ziemlich krude Experimente. Und Ostertag ist schwul.

Das Programm von „Wie es ihr gefällt“ ist natürlich toll: Meredith Monk mit ihren Minimal-Meditationen am Samstag, die virtuos zwischen Archaischem und Avantgarde experimentierende Obertonsängerin Sainkho Namtchylak am Sonntag, und heute die charmante Françoise Cactus, die eigens für das Festival ein „kleines Amüsement“ vorbereitet hat. Dazu viele weitere mehr (Info: www.wieesihrgefaellt.de). Ein ambitioniertes Unternehmen, wie bereits bei den anderen Ausgaben des Festivals davor. Eigentlich gilt die Gleichung: Je seltsamer die Musik, desto leerer der Saal. Meine mich zu erinnern, dass es beim letzten Mal von „Wie es ihr gefällt“ brechend voll im Saal war. Und wunderbar schräg. Vielleicht ist ja alles nur ein Trick. Solidaritäten schmiedend, mit toller Musik. Frauen Frauen Frauen, Männer. Toller Trick. THOMAS MAUCH