Schön warme Bude

Heizen mit Holz-Pellets ist ökologisch klug und wird immer beliebter – günstiger als Öl- und Gasheizungen ist das Verfeuern von Holz aber nicht. Das wird noch, prophezeien Pellet-Fans und verweisen auf die Endlichkeit von Öl- und Gasvorkommen

Stetig kaut das struppige Schaf. Hinter ihm auf der Wiese essende Artgenossen. Vor ihm ein Bauernhaus – und unter dem Reetdach in der guten Stube bollert bestimmt der Ofen. Falsch. Drinnen steht eine computergesteuerte Heizungsanlage – nagelneu. Geheizt wird hier allerdings nicht mit Öl oder Gas, sondern mit Pellets, kleinen Holzstiften, die aus Holzabfällen zusammengepresst wurden. Pellets zu verbrennen, ist eine sehr umweltfreundliche Art, die Bude warm zu bekommen – und sie findet immer mehr Freunde.

„Die Öl- und Gasvorräte gehen in einigen Jahrzehnten zu Ende – Holz ist als Ressource endlos vorhanden“, sagt Bauer Hans Dortmann. Er bewirtschaftet den Hof Bavendamm im Blockland, ein idyllisches Gut zwischen feuchten Wiesen und kleinen Kanälen. Den Hof hat Dortmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gepachtet, hier soll naturschonende Landwirtschaft betrieben werden und das heißt: Die Schafe sind glücklich, das Abwasser wird im eigenen Klärteich durch Schilfpflanzen gereinigt – und geheizt wird seit neuestem eben wieder mit Holz.

Eine Zentralheizung mit gepressten Holzresten zu betreiben, ist ökologisch aus mehreren Gründen sinnvoll, erklärt Georg Witschorke vom BUND Bremen: Zum einen ist die Verbrennung von Holz CO2-neutral. Das heißt, es entweicht nur die Menge an Kohlendioxid, die der Baum auch aus der Atmosphäre aufgenommen und gebunden hat. „Das Kohlendioxid entstünde auch, wenn das Holz schlicht verrotten würde“, sagt Witschorke.

Zum anderen gibt es massenhaft Holzabfälle, in Sägewerken, im Wald nach Stürmen, bei jedem neuen Straßenbau. „Es gibt deutlich mehr Restholz, als verwertet wird“, so Witschorke.

Wenig sinnvoll wäre es, die Holzabfälle einfach so zu verfeuern – man bräuchte dafür riesige Silos. Deswegen werden die Reste zu kleinen Pellets gepresst. Die haben eine deutlich höhere Energiedichte als das ungepresste Holz – und brauchen wenig Platz: Auf dem Dachboden des Bauernhauses steht ein Silo, das kaum größer ist als vergleichbare Öltanks.

Vom Dachboden werden die Pellets über eine kleine Förderschnecke in den Heizkessel im ersten Stock transportiert. Dort pustet eine Art Extrem-Fön die Pellets heiß an und entfacht sie so. Das Modell, für das sich BUND und Dortmann entschieden haben, ist außerdem noch mit Solarkollektoren auf dem Dach kombiniert. Sie liefern zusätzliche Energie für Heizung und Morgendusche.

Umweltfreundlich, nachhaltig – aber nicht ganz billig: Der Einbau einer solchen Heizungsanlage kostet 11 bis 12.000 Euro – eine Ölheizung liegt bei 6 bis 7.000 Euro. Immerhin wird die Anlage vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit 1.500 Euro bezuschusst.

Auch haben die Pellets nicht die gleiche Heizleistung wie Öl: Ein Kilo Öl bringt 10.000 Watt, ein Kilo Pellets rund 5.000 Watt. Doch die Pellet-Fans argumentieren mit einem Versprechen auf die Zukunft: Öl- und Gaspreise würden in den kommenden Jahren immer stärker steigen. Gleichzeitig werden die Pellet-Produzenten mehr, die Preise sinken. Pelletheizungen würden dann zur günstige Alternative.

In Österreich haben bereits 15 bis 20% der Haushalte eine Pellet-Heizung, in Süddeutschland sind sie ebenfalls im Kommen. Im waldarmen Norden spricht sich die Holz-Heizung erst langsam herum. Noch gehört Bauer Dortmann wohl zu den Pellet-Pionieren in Bremen.

Dorothea Siegle