Schillernder Politiker

Der frühere DSU-Mann Henry Nitzsche ist in Sachsen schon länger als populistischer Stammtischredner bekannt

DRESDEN taz ■ Als ein hausbackener Stammtischredner erschien der gelernte Forstfacharbeiter Henry Nitzsche schon in seiner Zeit als sächsischer Landtagsabgeordneter von 1994 bis 1998. Was Wunder, bis zur Auflösung des Kamenzer Kreisverbandes 1993 war er Mitglied des ostdeutschen CSU-Ablegers „Deutsche Soziale Union“. Im Bundestagswahlkampf 1998 schaltete er dann Zeitungsanzeigen mit Slogans wie „Heimat statt Asyl“.

Seither gilt der 44-Jährige als äußerst schillernder Politiker. Einerseits gibt er der rechten Zeitung Junge Freiheit ein Interview unter dem Titel „Die deutsche Fahne schwenken“. Andererseits gehörte er zu jenen vier CDU-Bundestagsabgeordneten, die den Irakkrieg ablehnten. Er hatte dabei keine Scheu, auch gemeinsam mit PDS-Vertretern in der Lausitz aufzutreten.

„Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube“, sagt er in jenem Interview mit einem Selbstständigen-Magazin, das ihm nun möglicherweise zum Verhängnis wird (siehe oben). Statt eines Schröders brauche Deutschland eine Führungspersönlichkeit, die ein „Wir-Gefühl“ erzeugt, „indem sie an nationale Gefühle appelliert“.

Die Affäre ins Rollen brachte die Mitschrift eines Auftritts bei der Aachen-Dresdner Burschenschaft „Cheruscia“. Am 30. Oktober redete sich Nitzsche demnach seinen Frust über die türkischen „Parasiten“ von der Seele. Es falle ihm schwer, seinen „vier blonden, blauäugigen Kindern“ noch aufrichtig in die Augen zu sehen. Deutschland sei ein Land, „in dem der letzte Ali aus der letzten Moschee Zuflucht nehmen könne“. Nitzsche selbst bestreitet diese Äußerungen allerdings. MICHAEL BARTSCH