Türkei entsendet keine Truppen

Im Irak werden keine türkischen Soldaten stationiert. Grund: Ablehnung ihrer Präsenz ist zu groß. USA versichern, dass vom Irak keine Gefahr für Türkei ausgeht

ANKARA dpa ■ Angesichts der starken Widerstände gegen türkische Soldaten im Irak wird die Türkei nun endgültig keine Truppen ins Nachbarland schicken. Einen Monat nachdem das türkische Parlament der Entsendung von Soldaten grundsätzlich zugestimmt hatte, beschloss die Regierung gestern, von der Ermächtigung keinen Gebrauch zu machen. Das meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Regierungskreise.

Auf Drängen der USA hatte sich Ankara bereit erklärt, sich mit bis zu 10.000 Soldaten an der Stabilisierungstruppe zu beteiligen. Heftigen Einspruch gegen jegliche Truppe aus den Nachbarländern hatte der provisorische Regierungsrat im Irak erhoben, gerade auch kurdische Politiker. Auch in der Türkei fand die geplante Truppenentsendung bei der muslimischen Bevölkerung kaum Zustimmung.

Die Entscheidung der türkischen Regierung fiel nach einem Telefongespräch von US-Außenminister Colin Powell mit seinem türkischen Kollegen Abdullah Gül, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Ankara. Powell habe der Türkei für ihr Angebot gedankt, bei der Stabilisierung und dem Wiederaufbau des Irak zu helfen. Mit diesem Ziel würden beide Länder auch in Zukunft weiter zusammenarbeiten, zitierte Außenamtssprecher Hüseyin Diriöz den US-Außenminister. Powell habe zudem zugesichert, dass für die Türkei keine terroristische Bedrohung vom Irak ausgehen werde. Das gelte auch für die Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), die sich vor Jahren aus der Türkei in den Nordirak abgesetzt haben.

Mit ihrem geplanten militärischen Engagement hatte sich die Türkei vor allem auch ein Mitspracherecht bei der politischen Entwicklung im Nachbarland sichern wollen. Von einem Erstarken der Kurden im Irak befürchtet die Regierung in Ankara Rückwirkungen auf die Kurden im eigenen Land.Der Irakkonflikt hatte vorübergehend zu einer Krise der türkisch- amerikanischen Beziehungen geführt, nachdem das Parlament in Ankara am 1. März der Stationierung von US-Truppen zum Aufbau einer Nordflanke für den Irakkrieg die Zustimmung verweigert hatte.

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