Grün im roten Bereich

Der Bund und Berlin wollen 2005 anstelle des Palastes der Republik eine Grünanlage. Bausenator Strieder gibt den Vordenker im grünen Bereich und tischt neben teuren auch unrealistische Ideen auf

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Kaum hat der Kulturausschuss des Bundestages Ende vergangener Woche entschieden, anstelle des Palastes der Republik eine Grünfläche auf dem Schlossplatz entstehen zu lassen, präsentiert die Bauverwaltung nun schon vier Modelle. Gleichgültig gegen den Koalitionspartner PDS sowie Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD), die die Entscheidung für den Abriss des Palastes „falsch“ finden, ein Zwischennutzungskonzept für den Palast völlig ignorierend und ohne die künftigen Nutzer des rekonstruierten Stadtschlosses gefragt zu haben – Bausenator Peter Strieder (SPD) macht seit Samstag Pläne für 2005.

Die Varianten des Bausenators aber sind – abgesehen von einer einzigen – weder realistisch noch finanzierbar und Letzteres schon gar nicht aus eigener Hand. Bereits 2001 hatte der Düsseldorfer Architekt Christoph Ingenhoven einen Central Park Berlin auf den Fundamenten des Palastes und für die weitere östliche Stadtmitte vorgeschlagen. Ähnlich wie das New Yorker Vorbild erheben sich um die Grünfläche herum der Berliner Dom, das Rote Rathaus, der Fernsehturm und weitere angrenzende Bauten, die dem Raum die Fassung geben. Der Park selbst ist ausschließlich zum Pläsier da – eine „idyllische, grüne Lunge“ mit dichten Bäumen, Teichen, verschlungenen Wegen und Spielwiesen, wie Ingenhoven damals sagte.

Von Ingenhoven stammt auch das Konzept einer visuellen Verbindung von nördlichem Lustgarten, Schlossplatz und Marx-Engels-Forum, für einen großen neuen innerstädtischen Park- und Platzraum, der sich vom Alten Museum bis zum Alexanderplatz strecken könnte. Sieht man einmal davon ab, dass eine solche Fläche die räumliche Leere in der Stadtmitte noch zu multiplizieren drohte, so sind die beiden Varianten „Central Park“-Idee auch finanziell kaum umzusetzen. Kostet doch die Parkgestaltung mit Sicherheit kaum weniger als der 20 Millionen Euro teure Abriss des vom Asbest befreiten DDR-Gebäudes.

Strieders dritter Streich, ein Ausgrabungsfeld mit den Resten der Stadtschlossfundamente, gesäumt von Rasenflächen, mag für Archäologen spannend sein und Touristen an das Römische Forum denken lassen. Eine Umsetzung verbietet sich aber, dürfen doch vermeintliche Schlossreste unter dem Palast der Republik nicht mehr freigelegt werden. Das Entfernen der Palastkeller hätte einen Unterdruck im Grundwasser zur Folge, der sumpfige Berliner Schlamm könnte die Stabilität des Doms oder des Alten Museums gefährden.

Bleibt die Idee einer Grünfläche, die nach dem Grundriss des Stadtschlosses gestaltet ist. Sie wäre nicht nur die kostengünstigste, sondern auch die bescheidenste und symbolische Variante. Die grünen Chiffren des Palastes und des Stadtschlosses zeichneten in der Fläche gleich zweimal ein politisches Versagen nach: jenes, das das Schloss nach sich zog, und eines, das den Abriss des Palastes verantwortete – ohne zu wissen, was genau und wann an seiner statt entstehen soll.

Einen „kontemplativen Ort“ wünscht sich der Bausenator. Will er nicht über abgekupferte Ideen, teure Parkanlagen oder einstürzende Altbauten nachdenken, bleibt ihm nur die Besamung einer rechteckigen, historisch-kontemplativen Fläche.