DAS MÜSSEN SIE WISSEN: DAS BECKER-BUCH

Becker, Boris: „Augenblick, verweile doch …“, Bertelsmann, München, 320 S.

Fazit: Man erfährt nichts, was man nicht schon wüsste, das aber in lesbaren Worten.

Zielgruppe: Beckers drei (!) Kinder

Startauflage: 150.000

Amazon-Verkaufsrang: Platz 3

Anrührend: Boris’ Tablettensucht

Warum jetzt die Autobiografie? Boris Becker als Tennisspieler in Rente, als liebender Vater in die Wüste und als Geschäftsmann in die Pleite geschickt, lebt allein noch von Puplissiti, was ungefähr so viel heißt: Wenn er öffentlich einen Pups lässt, wird er dafür bezahlt. Werbeeinnahmen sind der letzte große Posten auf seinem schrumpfenden Konto. Sein Buch wird sich gut verkaufen. Auf CD liest er sein Werk sogar selbst. Ohne Ähs.

Was sicher nicht drin steht (1): Babs verärgert?

Vor drei Jahren wurde ich von einer Illustrierten für eine Woche nach Miami geschickt, um ein wenig das Umfeld von Barbara Becker zu beleuchten. Viel Licht fiel nicht vom Himmel. Nur die Erkenntnis, dass auch sie eine Vertriebene war und der Zuschauer eines Spektakels am Ende vielleicht doch glücklicher ist als der Gladiator. Jetzt wird behauptet, Barbara Becker sei nur deshalb am vergangenen Samstag nicht zu Gottschalks „Wetten, dass …?“ gekommen, weil sie sich über das Buch ihres Ex so geärgert habe. Das klingt zwar gut, muss man aber nicht glauben. Über das Buch weiß sie längst Bescheid. Wetten, dass …?: Es wird nicht lange dauern, dann wird Barbara Becker in der Sendung „Bunte TV“ (Sendestart am kommenden Freitag) uns ihre Sicht der Dinge erzählen. Die Moderatorin und Chefredakteurin von Bunte, Patricia Riekel wird sich das doch nicht entgehen lassen. Alles andere wäre ein Wunder. Ein Tenniswunder.

Was sicher nicht drinsteht (2): Der Pforzheimer Tennisheld

In Pforzheim lebt bis zum heutigen Tag ein Mann, der mit einiger Plausibilität erklären kann, warum er sich für den Vater der Tennislegende hält. Boris Beckers Mutter arbeitete zeitweise als Aushilfe in einer Gaststätte. Da sei es geschehen. Die Fotos sind frappierend. Boris Becker selbst also ein Besenkammerkind? Die Geschichte wäre zu schön, um wahr zu sein. Der angebliche Vater überlegt allerdings noch zusammen mit seinem Rechtsanwalt aus Frankfurt, ob er die Geschichte öffentlich erzählen soll. Vielleicht besser nicht. Denn ob sie stimmt oder erfunden ist, spielt eigentlich keine Rolle und würde in der darauf folgenden Presseschlacht das Zirkuspublikum nur überfordern. Wir wissen von unserem Boris so viel, dass es genug ist. Für die Anregung unserer Alltagsfantasien hat er sein Soll erfüllt. Wir danken. Und bitten, uns vor neuen Überraschungen zu verschonen.

PHILIPP MAUSSHARDT