Aufschlag beim Matratzen-Mack

Von heute an spielen im feinen Westside Club in Houston die acht besten Tennisspieler des Jahres um den Masters Cup. Erstmals tummelt sich auch Rainer Schüttler im illustren Kreis, als Zugnummer dient jedoch ein glückseliger Andre Agassi

aus Houston DORIS HENKEL

Der Westside Tennis Club ist ein schönes Beispiel dafür, was sich ein nicht ganz unvermögender Texaner unter einem ordentlichen Club vorstellt. Auf 46 Plätzen ist hier die ganze Welt des Tennis zusammengefasst, es gibt die Böden der vier großen Turniere von Melbourne (Rebound Ace), Paris (roter Sand), Wimbledon (Gras) und New York (Hardcourt) – eine einzigartige Kombination, unabhängig vom begleitenden Angebot einer wettkampfreifen Kurzschwimmbahn, erstklassigen Basketball-Plätzen, einer Fitness-Abteilung und einladenden Fauteuils im ganz und gar nicht bescheidenen Clubhaus.

Dass die Ausstattung selbst im Gebäude üppig geraten ist, hat einen einfachen Grund: Der Besitzer des Westside Tennis Clubs, James F. McIngvale, hat Millionen mit einem Möbelgeschäft gemacht und ist im Land weithin bekannt unter dem Namen „Mattress Mack“ – Matrazen-Mack. Um für den Masters Cup der besten acht Einzelspieler und besten acht Doppel in diesem wie im kommenden Jahr eine passende Arena zu bieten, hat es sich Mister McIngvale nicht nehmen lassen, für zehn Millionen Dollar auf dem Clubgelände ein Stadion mit 7.500 Plätzen zu spendieren; Kosten für die Stadt und die Steuerzahler demzufolge gleich Null.

Es ist ein wirklich hübsches Stadion geworden, das nun zweimal Schauplatz des Masters Cups sein wird – ein Schauplatz unter freiem Himmel, keine Halle wie in all den Jahren zuletzt beim Masters Cup in Schanghai, Sydney und Lissabon und davor bei der ATP-Weltmeisterschaft in Hannover und Frankfurt. Schwer zu sagen, wie groß die Aufmerksamkeit sein wird, mit der die Herren Roddick, Ferrero, Federer, Coria, Agassi, Schüttler, Moya und Nalbandian ab heute bei ihren Spielen in Houston rechnen können, denn die Bürger der Stadt sind verwöhnt, was den großen Sport betrifft. Da tummeln sich die Houston Texans in der Football-Liga NFL, die Rockets in der Basketball-Liga NBA, die Astros aus der Abteilung Baseball, und immer wieder sind auch die Großen aus anderen Sportarten zu Gast wie von Donnerstag bis Sonntag gerade erst die besten Golfer bei der mit sechs Millionen Dollar dotierten PGA Tour Championship.

Verglichen mit dem massiven Aufwand, mit dem Schanghai vor einem Jahr auf Plakaten in der Stadt für den Masters Cup und die beteiligten Spieler geworben hat, war in Houston vor Beginn des Turniers eher wenig zu sehen. Mal abgesehen von den kuriosen Kleinlastwagen, die mit mannshohen Bildern und der Schlagzeile „die Besten des Tennis“ für die Veranstaltung unterwegs waren. Zu sehen waren da Andre Agassi und Andy Roddick, der zurückgetretene Pete Sampras und der nicht qualifizierte James Blake. Sieht fast so aus, als trauten die Amerikaner der Zugkraft der europäischen und südamerikanischen Kandidaten mal wieder nicht so recht – auch wenn diese mit sechs von acht Spielern in der Mehrheit sind. Hübsch paritätisch übrigens nach Ländern auf die beiden Gruppen verteilt: auf die rote mit Andy Roddick, Guillermo Coria, Rainer Schüttler und Carlos Moya, auf die blaue Gruppe mit Juan Carlos Ferrero, Roger Federer, Andre Agassi und David Nalbandian.

Roger Federer hat vor einem Jahr in Schanghai immer wieder vom Gefühl geschwärmt, zum ersten Mal im Kreis der acht Besten dabei zu sein. Diesmal ist Rainer Schüttler einer von drei Neulingen. Seit knapp einer Woche ist er in der Stadt, vor dem ersten Auftritt am Dienstag gegen den Argentinier Guillermo Coria ist er guter Dinge, hat unter anderem mit Federer trainiert, aber auch mit Andre Agassi, der zum ersten Mal wieder spielt seit der Geburt von Tochter Jaz im Hause Graf/Agassi Anfang Oktober. Bekanntlich ist er kein Freund eines Formats mit Gruppenspielen wie beim Masters Cup, doch das hindert ihn dieser Tage in Houston nicht daran, einen ausgesprochen entspannten Eindruck zu machen. Ganz so, als sei er ein rundherum glücklicher Mann.