DIE CDU WILL „SOZIALVERTRÄGLICHE“ KOPFPAUSCHALEN. DIE GIBT’S NICHT
: Das Opfer ist immer der Gärtner

Die Kopfpauschale könnte 264 oder 220 Euro betragen, vielleicht auch nur 200 oder 180 Euro. Mit ein bisschen Geduld wird bestimmt auch noch jemand eine Kopfpauschale in Höhe von 100 Euro irgendwo finden, zum Beispiel unterm Schreibtisch oder neben dem Mülleimer.

Die CDU hat sich auf die Kopfpauschale alias Gesundheitsprämie als Modell zum Umbau der Krankenversicherung festgelegt. Es ist absehbar, dass die Union bis zu ihrem Parteitag noch dutzendweise Vorschläge verhandeln wird, wie die Einheitsprämie als Reformoption erhalten bleiben und gleichzeitig aufgehübscht werden könnte. Denn das hat die CDU-Spitze inzwischen gemerkt: Die Vorlage der Herzog-Kommission, 264 Euro für jeden Erwachsenen – das ist nichts, womit man Wahlen gewinnt. Der Preis muss runter.

Dazu müssen freilich die Zahlen erst einmal stimmen. Nachdem Kommissionschef Roman Herzog mit offenbar untauglichen Zahlen der McKinsey-Unternehmensberater jonglierte, hat CDU-Chefin Angela Merkel seinen Bericht noch einmal Bert Rürup zum Nachrechnen gegeben. Ja, genau, dem Bert Rürup, der Chef der Regierungskommission zum selben Thema war. Wen wundert’s, dass Merkels jüngste Idee, wie die Kopfpauschalen „sozialverträglicher“ werden könnten, stark nach Rürup riechen.

Doch auch wenn nun der Meister der Kopfpauschalen selbst Hand angelegt hat: Es ist gegenwärtig wirklich herzlich egal, über welche Umwege die Pauschale gedrückt wird. Schön, dass es Experten gibt, die rechnen können. Aber darum geht es gerade nicht. Erstens kann niemand absehen, welchen Unterschied es macht, ob eine Gesundheitsreform 2006 oder 2013 kommt, und zweitens weiß niemand, wie sich Wirtschaft und Steueraufkommen entwickeln, was den Versicherten also zumutbar ist. Drittens aber hängt die Höhe der Kopfpauschale natürlich auch davon ab, was davon überhaupt bezahlt werden soll. Man kann den Preis übrigens auch auf 10 Euro drücken, wenn es dafür nur noch eine Packung Aspirin pro Monat gibt.

Es sind, kurz gesagt, zu viele Unbekannte im Spiel, und deshalb haben all die Preise überhaupt keinen Wert, außer dem, der Bevölkerung zu suggerieren, dass eine derartig weit reichende Reform beherrschbar, weil eindeutig berechenbar ist. Für die Versicherten hat dies vor allem den Vorteil, dass sie den Zahlensalat getrost ignorieren und sich der Grundsatzfrage widmen dürfen, ob sie das wollen: dass der Fabrikant und sein Gärtner gleich viel für eine Krankenversicherung zahlen.

ULRIKE WINKELMANN