Clubbing

Konzertszene Bremen III: Dorfdisko im Güterbahnhof

Rockkonzert-Vakuum Bremen? Die Konzertveranstalter setzen zunehmend auf Comedy, Entertainment und Mainstreampop. Mit schrägen Sounds zeitgenössischen Rockschaffens lassen sich meist nicht einmal die üblichen Festgagen für Club-Gigs refinanzieren: 300 bis 1.500 Euro.

In die Angebotslücke ist vor einem Jahr das Junge Theater mit der „Dorfdisko“-Reihe gesprungen – auch, um das eigene Veranstaltungsspektrum zu erweitern und Besucher verschiedener Jugend-Szenen abzugreifen. Der Gastspieletat wurde geteilt: Ein Viertel wird für Lesungen, die Hälfte für Theater, ein Viertel für drei Dorfkonzerte pro Monat ausgegeben – zumeist deutscher Independent-Nachwuchs. Ort: Güterbahnhof. Eintritt: 10 Euro. 80 bis 100 Besucher zähle man pro Konzert, freut sich Organisatorin Susanne von Essen. Bereits im Jahr 2000 hatte sie den ersten Musikclub eines deutschen Theaters mitbegründet, den Hamburger N+K-Club (heute KMB) der Kulturfabrik Kampnagel. Wie das Programm entstehe? „Musikzeitschriften lesen, Tourpläne studieren, die Perlen herauspicken“, erzählt von Essen.

Jetzt engagierte sie ein Münchner Quintett mit dem sprechenden Namen Campus: Eben noch auf dem Abiball konzertierend, bewirbt es sich nun – engagiert und recht professionell – für den Unifeten-Auftritt. Campus donnern konsequent melancholisch pompösen BritRock ins leere Rund: 13 Mädchen, acht Jungs, 28 Flaschen Bier. Gefeiert wird ein streng anti-origineller Pathos-Sound. Ist er doch süß abgeschmeckt mit Jungs-Sehnsucht und sinnkriselnder Zerbrechlichkeit – und andererseits wie gemacht für Stadionrock aus kilometerhohen Boxentürmen. „Popular Music“ (Albumtitel) – auf Klischee komm raus. fis

Nächste Termine: Nylon (30.10.), Cobra Killer (10.11.), 44 Leningrad (20.11.)