WAS MACHT EIGENTLICH ...der Velotaxist?
: Gratis strampeln

Die Fahrrad-Droschke zum Nulltarif! Lediglich für eine Spende in die Sammelbüchse durfte gestern jeder mal mitfahren. Mit dem großen Danke-Tag beendete der Berliner Rennstall Velotaxi die achte Saison seit seiner Gründung – und sammelte für die „Ärzte ohne Grenzen“. Mein Chauffeur heißt Thomas. Er verrät mir seine Verkehrs-Kniffe, während bei voller Fahrt die Berliner Luft durch seine Locken weht. Sein Kabinenfahrrad fährt im Schnitt doppeltes Gehtempo, ist also nix für Leute, die es wirklich eilig haben.

Thomas rumpelt lässig über kniehohe Bordsteinkanten. Ich werde in meiner Fahrgastzelle hin und her geschuckelt. Vor einem Velotaxi ist kein Bürgersteig, kein Mittelstreifen und keine Busspur sicher. „Möglichst nie zum Stehen kommen“, erklärt mein Beförderer, denn das Antreten kostet richtig Kraft. Die Polente nimmt es ihnen selten krumm. „Na ja, wir haben schon Narrenfreiheit“, zwinkert er zu mir nach hinten. „Manchmal werden sogar Absperrungen für uns geöffnet.“ Wenn Thomas nach vollbrachtem Tagwerk in seine Koje sinkt, hat er bis zu sechzig Kilometer in den Beinen. „Die ganz Harten unter uns schaffen auch mehr. Ich jedenfalls habe bisher noch nie aufgegeben.“

Am Pariser Platz ging es gestern los. Selbst die Geschäftsleitung von Velotaxi klemmte sich hinter die Lenker. Für Klaus war es das erste Mal. Gewöhnlich koordiniert er die 100 firmeneigenen Taxis und vermietet die Außenbordwerbeflächen. Schon nach der dritten Tour hatte Klaus einen Platten – eine willkommene Extrapause, bis die Reparateure kommen. Die Taxis werden nun erst mal eingemottet – zu Ostern rollen sie wieder. CHK
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