Oppositionsführer nach der Wahl verhaftet

In Mauretanien entgeht der prowestliche Präsident Maaouiya Ould Taya durch massiven Wahlbetrug einer riskanten Stichwahl und lässt seinen stärksten Herausforderer umgehend wegen angeblicher Putschpläne verhaften

MADRID taz ■ Die von vielen erwartete zweite Runde bei dem Präsidentschaftswahlen in Mauretanien bleibt aus. Staatschef Maaouiya Ould Taya, der sich 1984 an die Macht geputscht hatte, gewann den Urnengang vom Freitag mit 66,7 Prozent. Sein stärkster Herausforderer und Amtsvorgänger, Khouna Ould Haidalla, erzielte 18,7 Prozent. Der bekannte Oppositionelle und Halbbruder von Moktar Ould Daddah, des vor wenigen Wochen verstorbenen „Vaters des unabhängigen Mauretaniens“, Ahmed Ould Daddah, konnte 6,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Der Rest ging an drei weitere oppositionelle Kandidaten.

„Wir haben Informationen, die auf einen massiven Wahlbetrug im gesamten Land schließen lassen“, beschwerte sich Ould Daddah. Nur zwei Stunden nach dem am Freitag die Wahllokale geöffnet wurden, hatte er sich über „geschwängerte Urnen“ beklagt. Vielerorts seien bereits vorab Stimmzettel für den Präsidenten in die Urnen gefüllt worden.

Die Opposition ist sich sicher, dass der Staatschef aus Verzweiflung zum Betrug griff. Denn wäre es zur zweiten Runde gekommen, hätte Ould Taya die Stichwahl gegen eine geeint auftretende Opposition verlieren können.

Der stärkste Oppositionspolitiker, Ould Haidalla, der 1980 mit Hilfe der Armee an die Macht kam und 1984 vom jetzigen Staatschef gewaltsam abgesetzt worden war, beschuldigte Ould Taya immer wieder des Ausverkaufs Mauretaniens an den Westen. Unter Ould Tayas Amtszeit näherte sich das südlichste Maghrebland an die USA und Israel an. Ould Haidalla versprach im Falle eines Wahlsiegs zu den „islamischen Werten und Gesetzen“ zurückzukehren.

Die Wahlbeobachter der beiden Oppositionsführer, des Sozialdemokraten Ould Daddah und des von einem Bündnis aus Marxisten und Islamisten unterstützen Ould Haidalla, wurden massiv behindert. So durften sie keine Mobiltelefone benutzen. „Die dienen nur dazu, falsche Zahlen zu verbreiten und so Unruhe zu stiften“, verteidigt Innenminister Yesslem Ould Amar Cheine dieses Vorgehen. Die Oppositionellen hätten mit Hilfe der Handys „einen Putsch“ vorbereiten wollen.

Präsident Ould Taya, der im Juni nur knapp einen Putschversuch überstand, hatte im Wahlkampf immer wieder das Gespenst eines weiteren möglichen Staatsstreichs an die Wand gemalt. Ould Haidalla stecke hinter der mutmaßlichen Verschwörung. Der Staatschef ordnete deshalb am Vortag der Wahlen die Verhaftung Ould Haidallas und mehrerer seiner Beratern an. Sie wurden nur wenige Stunden vor dem Urnengang wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nach der Auszählung der Stimmen ging die Jagd auf die Gegner des Staatschefs erneut los. Ould Haidalla tauchte für 24 Stunden unter. Doch kaum meldete er sich am Sonntag früh in der Hauptstadt Nouakchott zurück, wurde er erneut verhaftet.

Präsident Ould Taya beglückwünschte sich zu seiner neuen sechsjährigen Amtszeit. „Die Wahlen sind zweifelsohne ein Beispiel für all diejenigen, die irgendwo auf der Welt die Demokratie einführen wollen“, erklärte er. REINER WANDLER