Grundsteinlegung für jüdisches Zentrum

Am 65. Jahrestag der Pogromnacht ruft Bundespräsident Johannes Rau zum Widerstand gegen rechte Gewalt auf

MÜNCHEN afp ■ Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist getern in München der Grundstein für das jüdische Gemeindezentrum gelegt worden. Mit Blick auf den im September vereitelten Bombenanschlag rief Bundespräsident Johannes Rau zum Widerstand gegen rechte Gewalt auf. „Wir werden Hass und Rassismus nicht dulden“, sagte Rau bei dem Festakt. „Jeder muss sicher sein vor Diskriminierung und Gewalt.“ Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, kritisierten die antisemitischen Äußerungen des CDU-Abgeordneten Martin Hohmann. Stoiber sagte, Hohmann „macht sich schuldig im Andenken an die Opfer“.

Auf dem Gelände in der Innenstadt sollen bis 2005 eine neue Hauptsynagoge, ein Museum, eine Schule, ein Kindergarten sowie das Jugend- und Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde entstehen.

Die frühere Hauptsynagoge war 1938 von den Nazis zerstört worden. Rau sagte mit Blick auf die Zerstörung jüdischer Einrichtungen durch die Nationalsozialisten: „Es gibt keinen Tag, der so als Last auf den Schultern des deutschen Volkes liegt wie der 9. November.“ Der vereitelte Anschlag habe gezeigt, dass zum Mord entschlossene Rechtsextreme auch 65 Jahre nach der Pogromnacht wieder ein Zentrum jüdischen Lebens attackieren wollten. „Wer Minderheiten angreift, legt einen Sprengsatz an das Fundament der demokratischen Gesellschaft“, warnte Rau.

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