Blutiger Anschlag in Riad

Selbstmordattentat auf Ausländerwohnsiedlung in saudi-arabischer Hauptstadt. Elf Menschen sterben und 122 verletzt. Vier Gebäude zerstört. US-Botschaft nach Terrorwarnung geschlossen

RIAD/KAIRO dpa/rtr/ap ■ Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Ausländerwohnquartier in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad sind am Sonntag nach offiziellen Angaben 11 Menschen getötet und 122 verletzt worden.

Das saudi-arabische Innenministerium erklärte am Sonntag, die 11 Opfer stammten aus Saudi-Arabien, Libanon, Sudan und Ägypten. Unter den Toten seien vier Kinder. Diplomaten waren zuvor von bis zu 30 Toten in der überwiegend von Arabern bewohnten Villenanlage nahe dem Diplomatenviertel Riads ausgegangen. Bundesaußenminister Joschka Fischer sprach von einem barbarischen Terrorakt, der zeige, dass vom „internationalen Terrorismus weiterhin eine massive Gefahr ausgeht“.

Laut Augenzeugen wurden vier Wohngebäude zerstört, Flammen stiegen über der Anlage auf. Aufnahmen des staatlichen Fernsehsenders zeigten einen tiefen Krater auf dem Gelände. Im Umkreis von mehreren hundert Metern wurden Häuser und Autos teilweise schwer beschädigt. Vor den Explosionen hatten sich den Behörden zufolge bewaffnete Angreifer einen Schusswechsel mit den Sicherheitskräften der Anlage Muhaja geliefert. Mindestens ein Selbstmordattentäter habe sich auf dem Gelände in einem Auto in die Luft gesprengt, erklärte ein Gewährsmann im saudi-arabischen Innenministerium.

In dem Quartier Muhaja leben nach Auskunft der Wohnleitung auch einige westliche Ausländer – darunter zwei deutsche Familien. Ein US-Diplomat sagte, ein Amerikaner sei verletzt worden, ein weiterer werde vermisst. Die USA hatten noch am Freitag vor einem drohenden Anschlag in Saudi-Arabien gewarnt und ihre diplomatischen Vertretungen in dem Königreich vorübergehend geschlossen.

Direkt nach dem Anschlag forderte die US-Botschaft in Riad alle in der Stadt lebenden Amerikaner auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Botschaftsangestellte sollten im Diplomatenviertel bleiben, hieß es auf der Internet-Seite der US-Vertretung.

„Das ist ein gegen Unschuldige gerichtetes Verbrechen im Stile der al-Qaida. Es ist eine Al-Qaida-Operation“, verlautete nach dem verheerenden Anschlag aus Sicherheitskreisen. Vor einem halben Jahr waren in Riad 35 Menschen bei Anschlägen getötet worden, für die damals auch al-Qaida verantwortlich gemacht wurde. Die Organisation des in Saudi-Arabien geborenen Muslimextremisten Ussama Bin Laden hat mehrfach Drohungen sowohl gegen die Herrscher in Riad ausgestoßen als auch gegen westliche Ausländer, die Schlüsselpositionen in dem größten Ölexportland der Welt einnehmen.

Ein Angehöriger der saudi-arabischen Sicherheitskräfte sagte, die Täter seien auf die gleiche Weise vorgegangen wie bei den Anschlägen im Mai. Seither sind im Königreich Saudi-Arabien rund 600 mutmaßliche Terroristen festgenommen worden.

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