Das Leugnen von Problemen

betr.: „Brandbrief light“, taz vom 3. 4. 09

Herr Frisse als Sprecher der Senatsbildungsverwaltung mag nicht von einem Erzieherinnenmangel sprechen. Dies entspricht der seit Jahren praktizierten Linie des Leugnens von Problemen. Dass aber zwei Bewerberinnen für jede Stelle zur Verfügung stehen, ist schlicht die Unwahrheit. Herr Frisse könnte sich von Mitarbeiterinnen seiner Verwaltung eines Besseren belehren lassen. Am 28./29. 1. 09 gab es ein berlinweites Erzieherinnen-Casting zur Minderung der Personalnot in den Schulhorten. Die Besetzung von 86 zu besetzenden Vollzeitstellen scheiterte, da nur 54 Erzieherinnen – davon nicht alle für Vollzeitstellen – zur Verfügung standen.

Die Deckung des Bedarfs an Erzieherinnen wird in Zukunft nur zu gewährleisten sein, wenn die Ausbildungskapazitäten erhöht werden. Greifen kann dies aber auch nur, wenn der Abwertung der anspruchsvollen Erzieherinnentätigkeit endlich Einhalt geboten wird. Ohne Schaffung zumutbarer Arbeitsbedingungen, Verbesserung der Verdienstmöglichkeiten und Eröffnung von Aufstiegsmöglichkeiten ist hier keine Änderung für Erzieherinnen erfahrbar und die Attraktivität des Berufs im Keller. Der Senat muss die Praxis fortlaufend befristeter Verträge zugunsten fester Arbeitsverhältnisse aufgeben. Ganz wichtig ist eine Abkehr von der seit 2008 verstärkt praktizierten Bedrohung der Erzieherinnen in den Schulen durch die Verlagerung der Tätigkeiten auf private freie Träger mit prekären und untertariflichen Vertragsverhältnissen. Bei einer Fortführung der jetzigen Bildungspolitik ist eine Implosion der sozialpädagogischen Bereiche in den Schulen absehbar, auch wenn Herr Frisse und die politischen Entscheidungsträger über ein solches Szenario sicher äußerst ungern sprechen. ARNOLD ZECH-GUDRA, Mitglied

des Personalrates der Lehrerinnen und Erzieherinnen Neukölln