Orchideen aus dem Radio

Die „17. Woche des Hörspiels“ soll das etwas stiefmütterlich behandelte Radioformat an den Erfolg der Hörbücher andocken und zugleich vom bösen Quotendruck abkoppeln

Diese Szene braucht Trost, denn sie weiß um ihre Passion, doch diese ist nicht gerade populär: stetig der Verweis auf den Kulturanspruch, ohne über die Quote glücklich sein zu können – das Hörspiel zählt eben auch im Radio zu den Orchideengewächsen. Abgeschoben in die Nächte, wenig öffentlich gepriesen. Und das war schon immer so, wusste Oliver Sturm, Leiter der in Berlins Akademie der Künste stattfindenden 17. Woche des Hörspiels, zur Eröffnung mitzuteilen. Schon vor 80 Jahren, das Radio war vom Fernsehen noch unangefochten, war das Hörspiel eine elitäre Disziplin. Gymnastiktipps hätten im Urprogramm ihren Platz beansprucht – und das fanden die Hörer auch ganz okay.

Sturm wünschte aller Nischenexistenz der Szene zum Trotz den 150 MacherInnen bei diesem Festival viel Vergnügen – was wohl deshalb optimistisch wahrgenommen werden musste, weil die Liebe zum Hörbuch, einer Verwandten des Hörspiels im Radio, in jüngster Zeit stark zugenommen hat. Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste, fügte den guten Worten noch die Beobachtung hinzu, dass am Nachmittag, beim KinderHörspielTag, „viele, viele Kinder zu sehen waren“. Beifall.

Denn es sei ja Kultur, diese Form der Geschichtenerzählung, die, quasi als Leistungsschau des inszenierten Radioworts, zum 17. Mal als „Woche des Hörspiels“ veranstaltet wird. Zum Wettbewerbsauftakt gab es ein Stück von Elfriede Jelinek („Jackie“) zu hören sowie eine NDR-Produktion über Aufstieg und Fall der New Economy zwischen Palmtop, DAX und Pizzaschachteln.

Wobei darauf hingewiesen werden muss, dass die zehn zur Preisauswahl stehenden Stücke auf rare Art gehört werden können: eben nicht zu Hause oder im Auto allein, sondern im großen Saal – wie im Kino, als seien vorne, wo hinter einem weißen Sofa nur eine weiße Textilmembran gespannt ist, Bilder eingewebt. Das lohnt, weil es Zuhören erzwingt – was zur Meditation zum Thema Verführung mutiert.

Man kann den Veranstaltern nur volle Säle wünschen – und etwas mehr Souveränität in eigener Sache: Weshalb müssen sie immer wieder erklären, die Zukurzgekommenen, die Elitären zu sein – und jeden Anspruch auf Unterhaltung nur nach eigenem Dünken realisiert kennen. Eine gute Quote muss ja kein Makel sein, eine miese kein Lob.

Die Preisverleihungen finden Freitagabend statt.Weitere Informationen über www.wochedeshoerspiels.de. JAN FEDDERSEN