Macht ausüben mit dem Einkaufskorb

Beim „Tag der Vereinten Nationen“ in Bonn informieren UN-Einrichtungen, Ministerien und NGOs über ihre Arbeit. Das zentrale Thema in diesem Jahr: Was können die Konsumenten zu Umwelt- und Artenschutz beitragen

Bonn taz ■ Christa Goeken und ihr Mann kamen sogar aus Detmold nach Bonn, um die Geburtstagsparty der Vereinten Nationen auf dem Marktplatz zu besuchen. Goeken betreibt in Detmold einen Dritte-Welt-Shop und sucht „nach Inspiration, neuen Ideen für meinen Laden“.

Informationsmaterial gab es genug. Seit neun Jahren feiert Bonn auf dem Marktplatz den Gründungstag der UN am 24. Oktober als „Tag der Vereinten Nationen“. An diesem Tag trat 1945 die Charta der Vereinten Nationen in Kraft. Dieses Jahr trug der Tag den Titel „Konsum mit Köpfchen und Genuss“. Vor dem Alten Rathaus informierten die Bonner UN-Einrichtungen, einige Ministerien und über 30 Nichtregierungsorganisationen über die Bekämpfung von Kinderarbeit und ethisches Investment. Die Verbraucher sollten ihre Macht nutzen lernen und „über unsere Welt von morgen per Einkaufskorb“ entscheiden, hieß es in der Ankündigung.

Damit auch genügend Verbraucher auf den Marktplatz finden, hatte sich die Stadt einiges einfallen lassen. Silke Rottenburg und Sonja Fuss, Fußballweltmeisterinnen von 2003, schossen ein paar Bälle auf eine Torwand. Auf der Bühne gab es Reggae, einige Schritte davon entfernt wurde fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. An vielen Ständen wurde „Edutainment“ geboten. Die Uni Bonn zeigte hart gekochte Eier von glücklichen Hühnern. Ausgestellte Ferkel und Gänse sollten daran erinnern, dass auch Nutztiere zu den bedrohten Arten gehören.

Die meisten Besucher wollten sich aber vor allem über die Organisationen informieren und schleppten Taschen voller Infobroschüren mit nach Hause. So waren die Vertreter der Organisationen mit der Resonanz sehr zufrieden. Renate Wolbring von der „Servicestelle Kommunen in der einen Welt“, schwärmte von der entspannten Atmosphäre: „Die Leute bringen sehr viel Zeit mit, sich mit den einzelnen Themen zu beschäftigen.“ Auch Matthias Braubach von der Weltgesundheitsorganisation WHO freute sich über das rege Interesse. „Viele wissen nicht einmal, dass auch die WHO eine UN-Organisation ist.“

Und auch als Arbeitgeber waren die Organisationen gefragt. Das Auswärtige Amt hatte eigens eine Theke eingerichtet, an der es über Karrieremöglichkeiten aufklärte. Boris Hänßler