Klack, zack, Tor

Nach einem grandiosen 3:0 über Bochum steht der VfL Wolfsburg vor einer entscheidenden Woche

Wolfsburg taz ■ Das wird eine wegweisende Woche für den Automobil- und Fußballstandort Wolfsburg. VW gibt die Zahlen für das 3. Quartal bekannt. Und verhandelt mit der IG Metall über die Zukunft von über 100.000 westdeutschen Arbeitsplätzen. Derweil tritt die VW-Tochter VfL Fußball GmbH morgen beim FC Bayern München an und am Wochenende gegen Mainz 05. Und verhandelt mit dem Bremer Ex-Nationalspieler Marco Bode über dessen Einstieg als Sportdirektor.

Der Unterschied besteht unter anderem darin, dass im Fall des Fußballstandorts am Ende der Woche ganz und gar nicht auszuschließen ist, dass die Tendenz nach oben geht. Dafür spricht die Art und Weise, wie Wolfsburg am Samstag den VfL Bochum 3:0 abgefertigt hat und zumindest vorläufig wieder die Bundesliga-Tabellenspitze übernahm. Der 7. Sieg im 9. Saisonspiel war eines jener Spiele, in dem ein grundsätzlich besser besetztes und zumindest temporär organisatorisch und psychisch gefestigtes Team auf eins trifft, das sich noch nicht gefunden hat, das schon Rückschläge verkraften musste und fehlerlastig agiert.

Nach einer unentschiedenen Anfangsphase übernahm das zentrale Wolfsburger Mittelfeld das Spiel. Das sind im speziellen Thiam und D‘Alessandro, und so war es kein Zufall, dass die beiden es auch entschieden. Thiam köpfte das 1:0 nach Petrov-Freistoß (27.), D‘Alessandro stellte beim 3:0 Gegenspieler Maltritz mit einem seiner berüchtigten Haken auf den falschen Fuß (42.). Dazwischen sah man Tempokombinationsfußball in Perfektion, als D‘Alessandro und Brdraric das 2:0 von Klimowicz auflegten (39.) Die letzten beiden Tore fielen nach Bochumer Fehlern in der Vorwärtsbewegung, waren aber gleichwohl beeindruckend in ihrer Rasanz und Entschlossenheit.

„Klack, auseinander gespielt, zack, Tor“, beschrieb Bochums Keeper Rein van Duijnhoven seinen Eindruck von den Geschehnissen der ersten Hälfte. Danach gab der in jeder Beziehung zentrale Pablo Thiam den Befehl zum „Verwalten des 3:0“. Ob man noch höher gewinne, sagte Thiam, sei „eh scheißegal“. Jedenfalls im Vergleich zu den Vorteilen der ökonomischen Spielweise, dem Kräftesparen für das Bayern-Spiel. Zum ersten Mal in der Geschichte handelt es sich da um ein echtes Spitzenspiel.

Eine angenehme Situation? Naja, Trainer Gerets sagt, was man sagt, wenn man sich nicht ohne Not aus dem Fenster lehnen will. Nämlich, dass er erst mal noch 19 Punkte brauche, um 40 zu haben – und nicht abzusteigen. Erst dann werde es richtig „angenehm“. Er wird aber sicher nicht widersprechen, wenn man feststellt, dass es Leute gibt in Wolfsburg und außerhalb, für die es derzeit weniger angenehm läuft. Peter Unfried