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: Wann genau man aufhören sollte

Heute zeigt Sat.1 erstmalig keine „Anke Late Night“ mehr. Dafür zeigt Pro7 erstmalig eine weitere Folge von „TV total“

Alles muss raus: Heute letzte Gelegenheit nachzutreten! Aber das ist schnell erledigt. Als die Sat.1-Show „Anke Late Night“ letzte Woche letztmalig zur Ausstrahlung gelangte, wurde sogar der vielleicht beste Gag der Show vermasselt: „Eigentlich sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist“, sagte die Moderatorin, „doch wir hatten nach der ersten Sendung nicht den Mut dazu.“

Aber um die geht’s hier nicht. Und auch nicht um das Sat.1-Management. Dem sind in den 22 Wochen vor dem endgültigen Aus von „Anke Late Night“ in aller Öffentlichkeit oft genug Vorwürfe gemacht worden – der Produktionsfirma Brainpool hingegen eher selten.

Dabei ist Brainpool ja bekanntermaßen nicht nur für die „Anke“-Show auf Sat.1 verantwortlich gewesen, sondern produziert auch das allabendliche Konkurrenz-Format „TV total“ beim Schwestersender Pro7. Und man muss die Pro7-Sendung nicht mögen, um zuzugeben, dass sie funktioniert.

Im Gegenteil: Je weniger man die Selbstgefälligkeit, die Lache, die Stammelei, die Häme und den zur Schau gestellten Kifferhumor von „TV total“-Gastgeber Stefan Raab leiden kann, um so schmerzlicher ist es, mit anzusehen, wie „TV total“ auch nach Jahren immer wieder aufs Neue überraschen kann.

Das beste Beispiel ist erst eine Woche her: Vergangenen Montag – während bei der viel beachteten Konkurrenz auf Sat.1 eine gewisse Frau Pooth (Verona Feldbusch) zu Gast war – konnte „TV total“ den weltbekannten Bandleader James Last ankündigen, der dort mehrere Tage lang (!) vor und nach den Werbepausen für musikalische Untermalung sorgte. Und selbst wenn das Ganze natürlich nur ein Deal mit der Plattenfirma war (James Last hat eine neue CD aufgenommen), hätte Brainpool da für den irgendwie spektakulären Auftritt nicht einen spektakuläreren Sendeplatz gehabt?

Und warum, bitte schön, saß denn in derselben Sendung – also während bei der Sat.1-Konkurrenz diese Frau Pooth zu Gast war – ein Alfred Biolek ausgerechnet bei „TV total“ und wusste selbst nicht recht, wie ihm geschah?

Mag sein, es war da alles schon zu spät. Mag sein. Doch wenn Brainpool als Produzent der beiden großen Late-Night-Shows in Deutschland von Anfang an nicht mehr eingefallen war, als die eine etwas reifer, etwas weiblicher als die andere zu machen (oder liebloser), dann hätte es, als die Sat.1-Show „Anke Late Night“ letzte Woche letztmalig zur Ausstrahlung gelangte, wohl besser heißen müssen: „Eigentlich sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist, doch wir hatten vor der ersten Sendung nicht den Mut dazu.“ CHRISTOPH SCHULTHEIS