nebensachen aus nikosia
: Mobile Probleme in Nord und Süd

Seit Öffnung der Grenze auf Zypern vor eineinhalb Jahren ist viel geschehen: Freundschaften zwischen Inselgriechen und -türken sind entstanden, Besuche im jeweils anderen Teil werden zum Alltag und E-Mails wechseln zu tausenden über die UN-Pufferzone. Nur eins funktioniert überhaupt nicht gut: das Telefon.

Griechen und Türken haben nämlich nicht nur ihre jeweils eigenen Fremdenverkehrsgesellschaften, Kfz-Nummern und Geldautomaten, sondern auch getrennte Telefongesellschaften. Gleich nach dem zypriotischen Mauerfall versprachen die hoch und heilig, schon bald könnte jeder mit seinem Handy überall telefonieren, egal ob in Nord oder Süd. Nur passiert ist seitdem leider überhaupt nichts.

Wenn also Androulla zu Mehmet fährt, ist der teure Apparat nach einigen Dutzend Kilometern in Nordzypern mausetot. Nicht anders ergeht es Mustafa bei einer Reise zu Savvas im griechischen Süden. Da können die Kinder zu Hause schreien, Großmütter erkranken – niemand erfährt davon. Sie glauben, man könnte aufs Festnetz ausweichen? Wer ein Freund dauernder Besetztzeichen sind, kann damit ganze Tage verbringen.

Was tun? Am besten den Ausländer fragen, dessen Handy funktioniert schließlich überall. Doch einmal im griechischen Netz eingeloggt, versucht der Apparat verzweifelt, in selbigem zu bleiben, auch wenn man sich schon meilenweit von dessen letzten Sendemasten entfernt hat. Mal kurz nach Nordnikosia fahren und einige Anrufe zum Ortstarif vornehmen? Geht nicht, das Handy bleibt griechisch. Gerät aus und wieder einschalten? Nützt auch nichts.

Es bleibt nur der Weg über die Berge nach Kyrenia – etwas umständlich. Doch kaum zurück im griechischen Süden, bleibt das Gerät nun so lange im türkischen Netz hängen, bis mindestens der allerletzte Vorort passiert ist. Ein Anruf bei griechischen Freunden, weil man sich zum Abendessen verspätet? Nur als internationales Gespräch über die Türkei.

Es gibt Menschen, die fahren eine halbe Stunde mit dem Auto möglichst tief nach Nord oder Süd, nur um ein Telefongespräch erledigen zu können. Andere haben sich zwei internationale Geräte angeschafft. Aber wehe, das türkische Handy bleibt versehentlich eingeschaltet, wenn man ins griechische Limassol fährt. Dann hat man gleich zwei griechische Plappermaschinen.

Ich kenne da noch eine Alternative: Gleich neben der Grenze in Nordnikosia steht das Seray-Hotel. Und da muss man nur mal kurz den Aufzug benutzen, und schon ist man im türkischen Netz! Das bleibt aber bitte unter uns, sonst ist der Lift demnächst ständig besetzt. Sachdienliche Hinweise für einen entsprechenden griechischen Aufzug werden gern entgegengenommen.

KLAUS HILLENBRAND