Japan pumpt mehr Geld in die Wirtschaft

Ohne Rücksicht auf Verschuldung: Regierung kündigt neues Konjunkturpaket über 75 Milliarden Euro an

TOKIO rtr ■ Japan verdoppelt seine Anstrengungen im Kampf gegen die schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Mit einem weiteren Konjunkturprogramm über umgerechnet etwa 75 Milliarden Euro solle die Wirtschaft gestützt werden, sagte Finanzminister Kaoru Yosano am Montag. Weil die exportabhängige Wirtschaft Japans besonders leide und aus Gründen der internationalen Zusammenarbeit seien zusätzliche Maßnahmen im Umfang von mehr als 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geplant. Die Regierung will das Paket am Freitag offiziell vorlegen.

Geplant seien unter anderem, ein Schutznetz für Beschäftigte ohne Festanstellung, eine Verbesserung der Firmenfinanzierung und die Investitionen in Solaranlagen voranzutreiben, sagte Yosano, der zugleich auch Wirtschaftsminister ist.

Damit dürften sich die Konjunkturprogramme in Japan auf mehr als 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts summieren. Seit August hat die Regierung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bereits zwei Hilfspakete von insgesamt 12 Billionen Yen (rund 119 Milliarden Euro) geschnürt, was 2 Prozent des Wirtschaftsleistung des Landes entspricht.

Yosano ließ offen, wie das neuerliche Konjunkturpaket finanziert werden soll. An den Finanzmärkten wird die japanische Staatsverschuldung genau beobachtet. Nach fast zwei Jahrzehnten Stagnation und einer jahrelangen Deflationsphase ist der Schuldenstand inzwischen auf 158 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Damit ist Japan so stark verschuldet wie kein anderes Industrieland.

Weil die japanische Wirtschaft wie die deutsche sehr vom Export abhängt, ist sie von der weltweiten Krise besonders stark betroffen. Im vierten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt, also die Summe der im Land produzierten Waren und Dienstleistungen, um 3,2 Prozent – so kräftig wie seit der Ölkrise 1974 nicht mehr und etwa doppelt so stark wie die Wirtschaftsleistung in den USA oder in der Eurozone.

Experten gehen davon aus, dass die japanische Wirtschaft auch in der ersten Jahreshälfte im Minus bleibt – das wären fünf Quartale in Folge. So lange dauerte eine Durststrecke in Japan noch nie.